"Der Bulle, ein junger Typ mit ehrgeizigem, aber nicht unsympathischen Gesicht, verlor unüberhörbar an Laune. 'Wollen Sie mich für dumm verkaufen?' 'Gott bewahre', entgegnete Mücke [der Protagonist der Einstiegsgeschichte Allzu Couragierte Arier Bluten, während einer Polizeikontrolle] 'ich bin doch kein Menschenhändler. Menschenhandel ist verboten. Davon ab: Wenn ich etwas verkaufe, dann nicht für dumm, beziehungsweise für umme, wie es eigentlich heißt, denn das wäre ja eine Schenkung und kein Verkauf, sondern für einen angemessenen Betrag. Geld, Schotter, Patte. Sie verstehen?'"
Mit diesem Gedankenaustausch zwischen Schutzmann und Kraftfahrer beginnt Jan Offs Kurzgeschichten-Band "Liebe, Glaube, Hohngelächter" und nimmt uns mit in eine Welt, in der es an Respekt vor Uniformen (man beachte die Anfangsbuchstaben des ersten Kapiteltitels) ebenso mangelt wie an der Bereitschaft, sich traditionellen Wortbedeutungen zu unterwerfen.
Jan Off: Am Pool mit Charles Bukowski
Eigentlich schon zu Jahresbeginn fertiggestellt, mussten Druck und Veröffentlichung des Werkes wegen der weltweiten Papierknappheit ein wenig verschoben werden. Inzwischen aber, quasi als Öl für unser aller Osterfeuer, ist das Buch des Hamburgers beispielsweise hier oder auch hier verfügbar. Im Ventil-Verlag erschienen, stattete Off sein neuestes Werk beispielsweise mit Szenerien unter Nazis und der Waffenlobby aus und nimmt uns mit zu einer Tour "auf LSD beim Ski-Marathon, am Pool mit Charles Bukowski, angetan mit Schwimmring und Pantoffeln, am Einlass des KitKatClubs."
Sich selbst beschreibt Off – in aller gebotenen Zurückhaltung – als den "ewigen Zauberlehrling". Im Umgang mit uns Lesenden zeigt sich dies, indem er erfreulich oft seine sonst meinungsstarke Literatur szenisch-beschreibend wirken lässt und dadurch Interpretationsraum schafft. Diese schriftstellerische Entwicklung, da ist sich auch der Autor bereits sicher, kommt an: "Der Ruhm ist nur noch einen winzigen Klapsen-Aufenthalt entfernt." Damit ihn dieser gebührende Ruhm jedoch ohne Klinikbesuch und noch zu Lebzeiten ereilt, seien seine Geschichten "von fast schon bedrückendem Ernst, mal schreiend komisch, immer aber herrlich schräg und [...] mit viel Wortwitz und Lust an der Eskalation geschrieben" allen ans Herz gelegt.
Quelle: Ventil-Verlag