Die katastrophalen Nachrichten reißen nicht ab für die Fifa. Dem derzeit schwer gebeutelten Fußballverband zeigen jetzt selbst eingeschworene Kinofans die rote Karte. Am Wochenende lief in den USA "United Passions" an, ein Film über die mehr als 100-jährige Geschichte des Vereines und den Einfluss seiner wichtigsten Führungspersonen wie Gründer Jules Rimet, João Havelange und Sepp Blatter. Das komplette Einspielergebnis in allen zehn US-Städten, in denen der Film lief: 607 Dollar. In Phoenix im US-Bundesstaat Arizona verirrte sich lediglich ein Besucher ins Kino, Spitzenreiter war das "Laemmle"-Kino in North Hollywood mit ganzen 15 Besuchern.
Satte 20 Millionen Dollar hatte sich die Fifa ihre Beteiligung an dem Film kosten lassen, dessen Gesamtbudget sich zwischen 25 und 30 Millionen Dollar bewegt haben soll. Kein geringerer als Gerard Depardieu, der im Film Fifa-Gründer Jules Rimet mimt, dirigierte die Entstehung des ambitionierten Projektes, das eigentlich eine recht spannende Geschichte einer Vereinigung erzählen wollte, die alle vier Jahre das größte Sportereignis der Welt ausrichtet. Die Charakterdarsteller Tim Roth (spielt Sepp Blatter) und Sam Neill (spielt João Havelange) kamen an Bord, ebenso wie der deutsche Schauspieler Thomas Kretschmann. Es half alles nichts: "United Passions" geht als einer der größten Filmflops aller Zeiten in die amerikanische Filmgeschichte ein.
Kein Bedarf an Blatter-Filmen
Amerika gilt als eine der aufstrebenden Fußballnationen der Welt. Mehr als 13 Millionen Amerikaner spielen aktiv in rund 9.000 Vereinen. Bei der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr in Brasilien haben amerikanische Fußballfans mehr Eintrittskarten gekauft als Fußball-Touristen aus jedem anderen Land. Dennoch: die Amis haben offenbar keinen Bedarf an einem Fifa-Fußballfilm.
"Vielleicht wäre das Interesse größer gewesen, hätte der Fifa-Skandal nicht so viele negative Schlagzeilen produziert", sagt der Kinobetreiber des "Laemmle" in Hollywood. Es war die amerikanische Regierung, die mit der Verhaftung von 14 Funktionären dem korrupten Treiben bei der Fifa ein vorläufiges Ende setzte und damit letztlich auch Präsident Blatter zum Rücktritt drängte. Das Medienecho war entsprechend groß in den USA. "Man wäre besser bedient gewesen, wenn man den Filmstart verschoben hätte. In diesem Fall war die gängige Weisheit falsch, dass auch schlechte Presse letztlich gute Presse ist," sagt der frustrierte Kinobetreiber.