Kinotrailer "Was bin ich wert?"

stern Logo
stern Logo
Der Mensch ist keine Ware? Nun, haben Sie Ihnen ein weniger materieller Begriff für die Tatsache, dass man bei einer Samenspende in Deutschland 100 Euro verdient, in Indien eine Niere für 300 Euro bekommt, in Afrika ein Adoptivkind für 20.000 Euro und in Albanien eine Frau für 800 Euro? Die Monetarisierung von Menschen ist längst kein Ausbeuter-Phänomen der dritten Welt mehr - auch hierzulande wird schließlich gut überlegt, ob sich die Anschaffung einer Ampel lohnt, wenn das Leben eines Menschen mit 1,2 Millionen Euro angesetzt wird. Oder sich die Hüft-OP noch rechnet, wenn der Patient doch schon 75 Jahre alt ist. Jörn Klare hat über die Ökonomisierung des Menschen 2010 das Buch "Was bin ich wert?" geschrieben. Fazit: Auch wenn sich der Wert eines Menschen nicht in Geld ausdrücken lässt, wird es doch getan. Jeden Tag. Anschaulich gemacht hat dies nun der Filmemacher Peter Scharf, der sich auf die Suche nach seinem Selbstwert gemacht hat. Sein Ergebnis: irgendetwas zwischen ein bis zwei Millionen Euro. Sein purer Materialwert: 1600 Euro. "Was bin ich wert" fragt sich Peter Scharf zu Beginn seines Filmes, weil er von einer Berufsunfähigkeit bedroht ist. Was bleibt von ihm übrig, wenn sein Wert nicht mehr in wirtschaftlicher Produktivität gemessen werden kann? Um das herauszufinden, reiste er um die ganze Welt und sprach mit Personen, die sich mit der menschlichen Monetarisierung beschäftigen oder selbst solche Geschäfte eingegangen sind. Er ging in Apotheken, Samenbänken, Universitäten. Sprach mit Künstlern, Philosophen, Anwälten und Ökonomen. Als Scharf in Deutschland versucht seine Haare zu verkaufen, wird er weggeschickt. In der Ukraine ist sein deutsches Haar dagegen Geld wert. Der menschliche Wert ist überall auf der Welt ein anderer - in Moldawien werden Menschen vor allem als Ersatzteillager wertgeschätzt: Als Gastarbeiter werden Moldawier in die Türkei gelockt, wo sie um ihre Nieren erpresst werden. 80.000 Euro bezahlt der Empfänger dafür. Der Spender bekommt 2300 Euro. In der Schweiz verkauft Tim Steiner seinen Rücken als Leinwand für 150.00 Euro. Dafür muss er zweimal im Jahr ins Museum sitzen und nach seinem Tod wird sein Rücken aufgezogen. Die Systeme, die unseren Wert erfassen arbeiten im Hintergrund - ohne, dass wir es merken. Sie kalkulieren, ob sich eine Operation noch lohnt und welche Arbeitsleistung zu erwarten ist und wie groß der Verlust der Hinterbliebenen sein wird. Solche Rechnungen ergeben dann, dass der Tod des Tellerwäschers in den New Yorker Twin Towers 250.000 Dollar wert ist, der des Investmentbankers 7,1 Millionen. Was der Film deutlich macht: Auch wenn wir es gerne wären, wir sind nicht gleich - noch nicht einmal im Tod.
Peter Scharf geht in der Dokumentation "Was bin ich wert?" genau jener Frage nach. Die Antworten, die er dabei findet, sind erschreckend brisant - und manchmal einfach nur komisch.

PRODUKTE & TIPPS

Mehr zum Thema