"Das Streben nach Glück" Einfach nur durchhalten

Von Monique Berends
Es ist, als ob er immer nur rennt. Zum nächsten Termin. Um einen Platz in der Schlange vor den Obdachlosenasyl zu ergattern. Um sein Leben. Im Laufschritt strebt Chris Gardner nach seinem ganz persönlichen Glück.

Chris Gardner (Will Smith) hatte bisher nicht viel Glück im Leben. Seinen Vater lernte er erst im Erwachsenenalter kennen, fürs College fehlte ihm das Geld, das er mit seiner jetzigen Beschäftigung als Vertreter für medizinische Geräte beim besten Willen nicht verdienen kann.

Jeder Tag ist ein Kampf

Mit seiner Freundin Linda, sehr ergreifend von Thandie Newton gespielt, und dem fünfjährigen Sohn Christopher (Jaden Christopher Syre Smith) lebt er am Rande des Existenzminimums. Jeder Tag ist ein Kampf gegen die Schulden, ein Kampf ums Überleben. Der Verkauf seiner Geräte schleppt sich dahin, Linda hält den finanziellen Druck kaum aus und hat irgendwann nichts als Verachtung für ihren Freund übrig. Der einzige Lichtblick in Gardners Leben ist sein Sohn. Als Linda keine Kraft und keine Geduld mehr hat, auf ein besseres Leben zu warten und Chris verlässt, tut er alles, damit der Junge bei ihm bleibt.

Chris weiß genau, dass sein Leben am Abgrund so nicht weitergehen kann, also bewirbt er sich auf ein Praktikum bei einem Börsenmakler. Ohne Erfahrung, aber mit viel Selbstvertrauen bekommt er einen der begehrten Praktikumsplätze, allerdings wird er während der sechsmonatigen Ausbildung nicht bezahlt. Mit unglaublich viel Energie und Stolz macht er sich auf den Weg zu einer Karriere. Denn wenn es jetzt nicht klappt, dann klappt es nie.

Immer im Nacken sitzt die Verantwortung für seinen kleinen Sohn, der nicht verstehen kann, dass sie von der Wohnung ins Motel, vom Motel ins Obdachlosenasyl ziehen müssen. Doch Chris gibt nicht auf.

"Bad Boy" wird zum good guy

Wer Will Smith nur als Alienkiller ("Independence Day", "Men In Black") und schwarzen Superpolizisten ("Bad Boys") kennt, wird überrascht sein von der geballten Ladung Emotion, die der Schauspieler auf die Leinwand bringt. Im stetigen Dialog mit seinem Sohn, ob nun schweigend oder nicht, wird klar, dass Chris' Ideen den Plan für ein besseres Leben enthalten. Smith gelingt es, der Hauptfigur eine authentische Größe zu verleihen. In keinem Augenblick bekommt der Zuschauer das Gefühl, dass Chris der Verzweiflung nachgeben könnte, in jedem Augenblick ist man davon überzeugt, dass er und sein Sohn nur noch einen Schritt vom Glück entfernt sind.

Will Smith und sein Sohn Jaden, für den es die erste große Filmrolle ist, sind das perfekte Paar. Gerade weil sie das Verhältnis zwischen Vater und Sohn nicht spielen müssen, kreieren sie eine äußerst glaubhafte familiäre Atmosphäre. Mit enormer Sensibilität vermittelt Smith dem Zuschauer die schwierige Situation eines Mannes, der am Rande der Gesellschaft lebt, sich aber hartnäckig weigert, sich aus dieser vertreiben zu lassen. Der bildschöne Jaden zaubert mit kindlicher Leichtigkeit die kleinen und großen Sorgen eines fünfjährigen Jungen auf die Leinwand.

Man könnte meinen, dass seine traurigen Kinderaugen und Chris' Weisheiten wie "Wenn du einen Traum hast, lass ihn dir von niemandem wegnehmen" den Film zur Schmonzette verkommen lassen, doch weit gefehlt. Die wahre Geschichte von Chris Gardner ist zu anrührend real, als dass sie kitschig werden könnte.

Genau die richtige Portion Drama

Zwar hat man irgendwann das Gefühl, dass Chris sich besser eine Karriere als Sprinter hätte aufbauen können, da er ständig durch die Stadt zischt, doch es ist gerade diese Metapher, die zum Nachdenken anregt. Chris hat keine andere Wahl, er muss schneller und besser sein, denn sonst geht jemand anderes mit dem Gewinn nach Hause. Der echte Chris Gardner erklärte seinen Erfolg in einem Interview so: Während seines Militärdienstes habe er als Assistent in der Praxis eines Proktologen gearbeitet, wo er seine Vorgesetzten dort pieken durfte, wo die Sonne nicht scheint. "Das ist der Grund, warum ich in diesem Geschäft so gut wurde - ich lernte mit A...löchern umzugehen." So einfach ist das.

So bitter der Weg zum Glück ist, so schön ist das Happy End. Der American Dream darf gelebt werden und alle sind zufrieden. Mögen sie das lange bleiben: Diesem wunderbaren Vater-Sohn-Paar wünscht man nur Gutes.

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