"Das haut mich um. Dieser Empfang ist riesig." Brad Pitt ist am Sonntagabend begeistert von der Stimmung. Zum ersten Mal findet in Berlin die Weltpremiere eines Hollywoodfilms statt. Rund 1.000 Fans wollen das miterleben, harren seit teilweise sechs Stunden am Roten Teppich vor dem Kino am Potsdamer Platz aus und feiern den Frauenschwarm. Der nimmt sich 50 Minuten Zeit, um Autogramme zu geben, Hände zu schütteln und sich fotografieren zu lassen. Immer wieder setzt er ein bezauberndes Lächeln auf, und die zumeist weiblichen Teenager kreischen und klatschen.
Der 40-Jährige ist charmant, sieht auch mit kurzen Haaren gut aus, und unter dem dunklen Anzug lassen sich die Muskeln erahnen, die er als Achilles in dem knapp 200 Millionen Dollar teuren Film "Troja" so gerne zeigt. Diese seien tatsächlich Ergebnis eines harten, monatelangen Trainings, erklärte Pitt. "Das hat viel Arbeit gekostet und viel Konzentration erfordert, die ich manchmal verlor." In dem Film führt er die Griechen im Kampf gegen Troja an.
"Männer werden Röcke tragen"
Überhaupt ist er sehr überzeugt von sich: Die Kluft der alten Griechen, die er in dem Film trage, werde bald wieder modern sein. "Männer werden im nächsten Jahr kurze Röcke tragen, das prophezeie ich", sagte Pitt. Dann geht er an dem elf Meter hohen und elf Tonnen schweren trojanischen Pferd vorbei, das bei den Dreharbeiten verwendet wurde und extra für die Premiere am Potsdamer Platz aufgebaut worden war.
Casting bei Schweinshaxe und Obstler
Besonders glücklich über die Besetzung des Films über Homers "Ilias" mit Pitt ist Regisseur Wolfgang Petersen. In den USA habe er Pitt zu einem Gespräch in einem deutschen Restaurant getroffen. "Ich habe gedacht, wenn der Schweinshaxe, vier Bier und zwei Obstler schafft, dann kann er den Achilles spielen", erzählt Petersen vor der Premiere. Pitt schaffte die Portion offenbar spielend.
Die Weltpremiere sollte unbedingt in Berlin sein, sagt Petersen. Dies sei die Stadt, in der er studiert habe. "Das, was ich draußen auf dem Roten Teppich erlebt habe, war ungeheuerlich", sagt er. So etwas habe er auch in Los Angeles bei Premieren nicht erlebt. "Weltpremieren in Berlin könnten zu einem Hobby von mir werden."
Schöne Frauen
Auch Rose Byrne ist glücklich mit Pitt. Sie spielt in dem Monumentaldrama Pitts Geliebte. Natürlich sei das toll gewesen, sei dies doch der Traum tausender Frauen. Was sie denn gedacht habe, als sich Achilles in sie verliebt, fragt der im Kino moderierende Thomas Gottschalk die 22-jährige Australierin. Die ballt nur eine Faust und ruft: "Ja."
Mit dabei ist auch eine Deutsche. Diane Kruger spielt die schöne Helena. 3.000 Frauen habe er sich weltweit für die Rolle angeschaut. Seine Wahl sei dann auf Kruger gefallen, und zwar weil sie am besten für die Rolle geeignet sei, nicht weil sie deutsch sei, betont Petersen, der ihr eine große Karriere voraussagt. Etwas im Schatten steht ein weiterer Hauptdarsteller: Eric Bana.
Das Premierenpublikum nimmt den 160-minütigen Film mit begeistertem Applaus und Bravo-Rufen auf. Danach treffen sich rund 1.500 geladene Gäste mit den Stars zur Party im Kronprinzenpalais Unter den Linden. Und auch hier scheint sich Pitt zusammen mit CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit gut zu amüsieren. Zur Premiere waren außerdem Karl Dall, Volker Schlöndorff, Michael Ballhaus, Günter Jauch, Nina Hagen und Wolfgang Joop gekommen. Ab Donnerstag läuft die Produktion im Kino.