Eigentlich arbeitet Aga (Elisa Schlott) im Sportressort eines Online-Newsportals. Doch als in Hessen ein Mädchen spurlos verschwindet, wechselt sie ins Investigativ-Ressort. Der Film "Bis es blutet", jetzt als Free-TV-Premiere bei ARTE im Programm, begleitet die ehrgeizige Journalistin und den abgebrühten Fotografen Thorsten (Franz Pätzold) und zeigt eindrucksvoll, welche zerstörerischen Folgen skrupelloser Boulevardjournalismus haben kann. "Willkommen in der Welt des Witwenschüttelns", begrüßt Zyniker Thorsten Aga, als sich die beiden auf den Weg nach Hessen machen. Ihre Aufgabe: das Sommerloch mit einer Geschichte über das verschwundene Mädchen Vanessa zu füllen. Um eine Story im Sinne des Boulevardjournalismus zu konstruieren, ist Aga bereit, auch auf moralisch fragwürdige Weise an O-Töne und Informationen zu gelangen.
Die "Extrameile" gehen
Tatsächlich gelingt es ihr, ein Gespräch mit der Mutter der Vermissten zu führen – mit fatalen Konsequenzen. Um ein Foto zu bekommen, auf dem die Mutter weint, schildert Aga grausame Szenarien, die Vanessa angeblich bereits durchlebt haben soll. Wer an dieser Stelle glaubt, herzloser kann es nicht mehr werden, irrt: Dies ist erst der Anfang dessen, wozu Aga fähig ist. "Boulevard lebt von Zuspitzung", verteidigt sie ihr skrupelloses Vorgehen.
Thorsten schlägt vor, Vanessas Freund Welat Nail (Francisco Akudike) genauer unter die Lupe zu nehmen. "Ich habe gesagt, dass mir Hautfarbe egal ist", entgegnet Aga auf die Frage, ob die Hautfarbe Welats bei ihrer Recherche eine Rolle spiele. "Unseren Lesern ist sie nicht egal", sagt sie und macht deutlich, dass sie für Klicks bereit ist, einen Verdächtigen zu konstruieren. Welche Konsequenzen das hat, wenn man im Boulevardjournalismus diese Art von "Extrameile" geht, ahnt Aga jedoch nicht.
Premiere beim Filmfest München
"Bis es blutet" wagt sich an ein sensibles Thema und legt schonungslos offen, mit welchen Methoden und Mechanismen populistische Berichterstattung arbeitet. Regie führte Daniel Sager, der mit "Hinter den Schlagzeilen" (2021) und "Erfundene Wahrheit – Die Relotius-Affäre" (2023) bereits zwei aufschlussreiche Dokumentarfilme über den Journalismus heutiger Tage drehte.
Sein Kinodebüt "Bis es blutet" feierte beim diesjährigen Filmfest München in der Reihe "Neues deutsches Fernsehen" Premiere. Gemeinsam mit Oskar Sulowski verfasste er das kluge Drehbuch zum Film. Ab Donnerstag, 04. Dezember ist "Bis es blutet" in der ARTE-Mediathek verfügbar.
Bis es blutet – Fr. 05.12. – ARTE: 20.15 Uhr