Grzimek und der Kampf um die Serengeti Droht die erneute Vertreibung?

  • von Hans Czerny
Bernhard Grzimek (links) mit seinem Sohn Michael während der Dreharbeiten in der Wüste für "Serengeti darf nicht sterben". Der Sohn starb bei einem Flugzeugabsturz während der Dreharbeiten.
Bernhard Grzimek (links) mit seinem Sohn Michael während der Dreharbeiten in der Wüste für "Serengeti darf nicht sterben". Der Sohn starb bei einem Flugzeugabsturz während der Dreharbeiten.
© ARTE / HR / okapia
In den 60er- und 70er-Jahren feierte der berühmteste aller deutschen Naturschützer Bernhard Grzimek im Fernsehen mit 35 Millionen Zuschauern gigantische Erfolge. Besonders der Erhalt der Savanne der Serengeti im heutigen Tansania hatte es ihm angetan.

In den 60er- und 70er-Jahren feierte der berühmteste aller deutschen Naturschützer im Fernsehen triumphale Erfolge. 35 Millionen Zuschauer hatte der Mann mit der näselnden Stimme, der stets exotische Tiere mit ins HR-Studio nahm, eine auch für damalige Verhältnisse sagenhafte Einschaltquote von 70 Prozent. Besonders die Savanne der Serengeti im heutigen Tansania hatte es ihm angetan. "Serengeti darf nicht sterben" hieß sein 1960 oscarprämierter Dokumentarfilm – es war sein Lebensmotto ebenso wie der Titel seiner Sendereihe "Ein Platz für Tiere".

Dass Grzimeks unermüdliches Eintreten für die Tierwelt der Serengeti auch heute noch anzuerkennen ist, steht für den Autor Dennis Wells (HR) außer Frage. Schon damals trat Grzimek allerdings für die Umsiedlung der indigenen Bevölkerung der Massai aus der Savanne ein. Tausende mussten ihre Dörfer verlassen und in das Gebiet des heute von hunderttausenden besuchten Ngorongoro-Kraters umsiedeln, obwohl sie als Nomaden mit jahrtausendjähriger Erfahrung den Umgang mit der Natur sensibel betrieben und verstanden. Inzwischen ist ihre Bevölkerung um ein Vielfaches gestiegen, die Zahl der Weidetiere wie Rinder, Schafe und Ziegen stieg um das Zehnfache auf etwa zwei Millionen an.

Hatte Grzimek, der in der wachsenden Erdbevölkerung eine Apokalypse der Menschheit sah, also mit der Umsiedlung der Massai, die heute erneut wegen Überbevölkerung ansteht, schon damals Recht? Im Film wehren sich die Nachkommen der damaligen Massai gegen eine neuerliche Vertreibung, sie plädieren für ein Zusammenleben von Mensch und Tier im heutigen Nationalpark und die Fortsetzung ihrer nomadischen Lebensweise. Grzimeks letztlich kolonialen Umgang mit den Indigenen wollen sie durch eine ethisch vertretbare Weise des Wachstums und des Umgangs mit der Natur abgelöst wissen.

Grzimek und der Kampf um die Serengeti – Do. 13.11. – ARTE: 20.15 Uhr

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