Für alles gibt es einen Standard: für Papiergrößen, Ladegeräte und Gurkenformen, für das Maß von Gräbern und sogar für Beziehungen. Der ist zwar nirgendwo verbindlich aufgeschrieben worden, dafür aber überall sichtbar. Drei Stufen, meist in festgelegter Reihenfolge, versuchen zu definieren, auf welchem Level der Verbindlichkeitsskala man gerade steht.
Basic-Paket: in eine gemeinsame Wohnung ziehen. Pro-Version: heiraten. Deluxe-Endstufe: Kinder bekommen.
Etappensiege, die entsprechend groß gefeiert werden. Und trotzdem gibt es, weit vor der ersten gemeinsamen Wohnung und lange nach dem dritten Kind, immer auch die kleinen Schritte, die manchmal so beiläufig, skurril oder alltäglich erscheinen, dass sie kaum jemand sieht und also auch nicht zum Jubeln vorbeikommt. Da fliegt kein Lametta, da lässt niemand Luftballons steigen oder schmeißt eine große Party. Und trotzdem sind sie entscheidend, weil sie die Beziehung beiläufig auf ein neues Level heben. Sie machen uns zu Komplizen in einer Geschichte, die nur wir kennen, oder sind der Beginn eines Rituals, das Tradition werden möchte und damit auf eine lange gemeinsame Zukunft verweist.
Die Heimwerker-Love von Amelie (30) und Philipp (25)
"Nach einem knappen Jahr Beziehung sind wir hier in München in die Wohnung gezogen, in der Philipp vorher alleine gelebt hat. Da wollten wir unser Nest selbst so gemütlich wie möglich machen. Vor allem das Bad war aufwendig: Die Dusche wollten wir durch eine Badewanne ersetzen. Dafür haben wir an den Wochenenden gemeinsam gearbeitet und rum getüftelt. Unter der alten Duschwanne war ein Loch, von dem wir vorher nichts wussten und das wir erst noch ausgleichen mussten. Trotzdem kam es für uns nicht infrage, dass jemand anders die Badewanne einbaut. Wir hatten sie ja zusammen ausgesucht und wollten das auch gemeinsam schaffen.
Natürlich haben wir zwischendrin auch mal diskutiert: Ich wollte am liebsten für alles Pläne zeichnen, Philipp hat nur immer gesagt: 'Schau’n wir mal. Das wird dann schon.' Irgendwie hat es am Ende doch geklappt. Nach ein paar Tagen hatten wir eine Wanne, später haben wir sie mit Mosaik platten gefliest. Am Ergebnis konnten wir sehen, dass wir uns sehr gut ergänzen. Inzwischen haben wir uns noch eine Küchenzeile und eine Kommode gebaut. Weil wir vieles selbst und gemeinsam gemacht haben, fühlen wir uns nach einem Jahr beide sehr wohl in unserem Nest."