Für alles gibt es einen Standard: für Papiergrößen, Ladegeräte und Gurkenformen, für das Maß von Gräbern und sogar für Beziehungen. Der ist zwar nirgendwo verbindlich aufgeschrieben worden, dafür aber überall sichtbar. Drei Stufen, meist in festgelegter Reihenfolge, versuchen zu definieren, auf welchem Level der Verbindlichkeitsskala man gerade steht.
Basic-Paket: in eine gemeinsame Wohnung ziehen. Pro-Version: heiraten. Deluxe-Endstufe: Kinder bekommen.
Etappensiege, die entsprechend groß gefeiert werden. Und trotzdem gibt es, weit vor der ersten gemeinsamen Wohnung und lange nach dem dritten Kind, immer auch die kleinen Schritte, die manchmal so beiläufig, skurril oder alltäglich erscheinen, dass sie kaum jemand sieht und also auch nicht zum Jubeln vorbeikommt. Da fliegt kein Lametta, da lässt niemand Luftballons steigen oder schmeißt eine große Party. Und trotzdem sind sie entscheidend, weil sie die Beziehung beiläufig auf ein neues Level heben. Sie machen uns zu Komplizen in einer Geschichte, die nur wir kennen, oder sind der Beginn eines Rituals, das Tradition werden möchte und damit auf eine lange gemeinsame Zukunft verweist.
Mona (27), Simon (27) und der rosa Plüschbademantel
M: "Ich besitze einen rosa Plüschbademantel. Wenn ich ihn nicht gerade trage, hängt er an der Badezimmertür. Jedes Mal wenn Simon zu mir kam, habe ich das Ding also versteckt damit er es nicht entdeckt, wenn er aufs Klo geht. Erst nach sechs Monaten dachte ich mir: Ich stehe jetzt dazu. Simon musste mir versprechen, dass er nicht lacht. Dann durfte er mich im Bademantel sehen, ganz kurz nur. Damit habe ich einen Teil von mir gezeigt, der mir irgendwie unangenehm ist. Etwas, das ich vorher nur für mich allein gemacht habe. Und Simon hat nicht gelacht. Da wusste ich, das mit uns wird wohl nichts so schnell kaputt machen. Inzwischen sind wir zweieinhalb Jahre zusammen und teilen uns eine gemeinsame Wohnung. Den Plüschbademantel trage ich völlig schamfrei."
S: "Sie fühlt sich ganz schön wohl mit dem Ding. Für mich war aber etwas anderes ein besonderer Schritt: Mona und ich sammeln Karten mit Sprüchen, die in Bars oder so herumliegen und meistens irgendwie lustig sind. Als sie von einer Fortbildung zurückkam, hat sie mir eine in die Hand gedrückt. ‚Freund fürs Leben‘ stand da rauf. Diese drei Worte zu lesen, das hat für mich viel bedeutet."