"NoFap"-Bewegung Dieser Mann masturbiert nicht mehr - und ist glücklicher als je zuvor

  • von Leonie Ruhland
In den Staaten ist die "NoFap"-Bewegung bereits seit Jahren richtig groß. In Deutschland ist sie letztes Jahr angekommen. Wie Männer versuchen, durch den Masturbationsverzicht zu einem besseren Lebensgefühl zu gelangen. 

Irgendwie können wir uns kaum noch vor all diesen Bewegungen retten, die gefühlt täglich aus dem Boden sprießen. Wo für die einen Veganismus noch immer völliges Neuland ist, haben sich die anderen inzwischen dem Antispezieszismus zugewandt. Und während Leute dem Porno wieder eine frische Farbe verpassen wollen, wird auf einmal die Masturbation zum Hauptthema für ein besseres Leben. 

Besser gesagt: das nicht-Masturbieren. Die Bewegung "NoFap" (to fap bedeutet auf Englisch masturbieren) ist in den Staaten bereits seit 2011 ein großes Ding. Da postete Alexander Rhodes einen Link einer chinesischen Studie auf Reddit, in der es heißt, dass das Testosteron-Level eines Mannes um etwa 46 Prozent steige, wenn er sieben Tage nicht masturbieren würde. Was folgte, war eine Bewegung der Abstinenz.

stern Logo
stern Logo
Wie man sich als Teenager befriedigt, prägt einen ein Leben lang

Sechs mal am Tag ist einfach zu viel

In dem von Rhodes gegründeten Forum begannen Hunderte, bald Tausende, sich gegenseitig zum Masturbationsverzicht herauszufordern. Fapstronauten nennen sie sich, mehr Energie und Selbstbewusstsein wünschen sie sich von ihrer Aktion - und natürlich die Rückkehr ihrer Männlichkeit. "'NoFap' hilft unseren Nutzern, ihre sexuellen Süchte zu überwinden, sodass sie ihre durch Pornos herbeigeführten sexuellen Störungen heilen, ihre Beziehungen verbessern und letztlich ein voll erfüllendes Leben leben können.", heißt es auf der Website von Rhodes. 

Der heute 27-Jährige wurde zum Gesicht von der "NoFap"-Bewegung, bei der auch der Umgang mit Pornos eine große Rolle spielt. Er hatte zuvor selbst sechs Mal am Tag masturbiert, sagt er in einem Gespräch mit jetzt.de. "Pornos brachten mich dazu, meine Lust über alles andere zu stellen - über Liebe, Zuneigung, Einfühlungsvermögen. Keine Pornos mehr zu schauen war der Versuch, diese Fähigkeiten zurückzubekommen." 

Fapstronauten sind der Meinung, Pornos machen krank, und der Verzicht auf Masturbation verhelfe zu mehr Selbstbewusstsein. Dabei ist "NoFap" vor allem eine Bewegung der Generation Porno - junge Männer, die mit Sex im Internet aufwachsen. Männer, die exzessives Masturbieren gewohnt sind. Und die dadurch nicht nur Probleme mit Orgasmen haben, sondern eben auch mit ihrem Selbstbewusstsein. "NoFap" soll ihnen helfen, die Herrschaft über ihr Leben zurück zu gewinnen. 

stern Logo
stern Logo
Sieben erstaunliche Fakten über den Orgasmus

"Mir geht's wieder richtig fett, Leute!"

Inzwischen ist die Bewegung auch in Deutschland angekommen. Youtube-User "Vackurah" begann im Herbst 2016 den ersten deutschsprachigen Video-Blog zum Thema "NoFap". Seine Challenge: 20 Tage ohne Masturbieren. Das Ergebnis: "Gottmodus". Der junge Mann sei viel ausgeglichener, sagt er in seinem Video, er ernähre sich wieder gesund und vor allem habe er wieder mehr Mut, Mädchen anzusprechen. 

An dieser Stelle hat unsere Redaktion Inhalte von Youtube integriert.
Aufgrund Ihrer Datenschutz-Einstellungen wurden diese Inhalte nicht geladen, um Ihre Privatsphäre zu schützen.

Marco war süchtig nach Pornos, hatte lange keinen Kontakt zu Frauen und als er mit 17 erste Sexbegegnungen hatte, blieb der Orgasmus aus. Aber nicht nur sein Sexualleben litt darunter, auch hätten Pornos sein Frauenbild geprägt: "Ernsthaft: Ich war überzeugt davon, dass Frauen unterdrückt werden sollten", sagt der 19-Jährige. Und sehr wahrscheinlich ist er da bloß einer von vielen. Denn auch für Rhodes hat die Bewegung seine Sichtweise auf Frauen verändert: "In Pornos sind sie nur Objekte. Ich habe Frauen nicht respektiert. Ich hatte falsche Erwartungen, auch beim Sex." 

Alles Lüge?

Ob der Verzicht auf Masturbation wirklich etwas mit deinem Lebensgefühl macht, ist umstritten. Wissenschaftler jedenfalls haben da verschiedene Meinung. Im Endeffekt kommt ein hohes Selbstbewusstsein auch einfach von einem Überschuss an Hormonen und Testosteron. Aber um den bewiesenen Erfolg ginge es Rhodes auch gar nicht unbedingt: "Selbst wenn 'NoFap' nur ein gigantischer Placeboeffekt wäre - mir wär's vollkommen recht." Denn wenn sich die Leute selbstbewusster fühlen, seit sie nicht mehr masturbieren, dann sei der Zusammenhang doch zweitranging. Und: "Die wahren Probleme werden erst sichtbar, wenn die Leute versuchen, ihren Konsum in den Griff zu bekommen."

stern Logo
stern Logo
Porno läuft in KFC-Filiale