Könnt ihr euch noch an die sexuelle Aufklärung in der Schule erinnern? Wie es so üblich ist, wurde der Grundstein für meine Sexualerziehung natürlich schon in der Grundschule gelegt, als Mitschüler aus den älteren Jahrgängen mich mit ihrer eigenen Interpretation des menschlichen Paarungsvorgangs aus der kindlichen Comfort-Zone katapultierten.
Der offizielle Teil folgte dann in der sechsten Klasse. Meine Biologie-Lehrerin schob einen riesigen Röhrenfernsehr in unseren Klassenraum und legte ein Video aus den frühen 80ern ein. In 25 Minuten erklärten uns Cartoon-Figuren mit gezeichneten Genitalien, was ein Samenerguss ist und wo die Babys herkommen. Danach beschämte Stille. So weit, so peinlich. Ein echtes Problem stellt das allerdings für blinde Schüler dar, denen Illustrationen und Filme keinen großen Mehrwert bieten. Bei einer Befragung von Menschen mit Sehbehinderung gaben 61% der Probanden an, dass ihre Einschränkung sich negativ auf ihre Sexualerziehung ausgewirkt hat.
Dagegen soll jetzt etwas getan werden und zwar mit 3D-Druck. Die gemeinnützige Organisation Benetech, die auf humanitäre Technologien spezialisiert ist, entwickelte dafür 18 verschiedene 3D Modelle, die Penisse und Vaginas in verschiedenen Stadien der Erregung darstellen. Dies soll Barrieren bei der Sexualerziehung einreißen.
„Wir hoffen, dass diese Modelle Lehrern dabei helfen, die sexuelle Aufklärung von sehbehinderten Schülern zu verbessern.“ Sagte Dr. Lisa Wadors Verne, die Leiterin des Projekts. Schon im Frühjahr 2017 sollen die ersten Modelle an amerikanischen Schulen getestet werden. Ziel ist es, dass die Druckdateien für Schulen weltweit frei zugänglich gemacht werden.
So können sich in Zukunft auch sehende Schüler in der Handhabe von Plastikgenitalien üben. Verstörender als Vintage-Lehrfilme auf VHS kann das nicht sein.