Hotjeanny und Sugar Rachel verdienen ihr Geld als sogenannte "Camgirls". Sie zeigen sich gegen Geld vor Webcams und posieren dort in Dessous oder ganz nackt. Das Kuriose: Die beiden sind Mutter und Tochter. NEON verraten sie, was sie an ihrem Job lieben.
Interview Aus dem Alltag eines Camgirls: "Hauptsache sich sexy fühlen"

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Wie sieht eurer Job-Alltag aus?
Hotjeanny: Also eigentlich ist das jeden Tag etwas anderes. Jeden Tag lernt man neue Leute kennen. Manchmal lustig, manchmal weniger lustig. Das ist der Job-Alltag. Im Grunde genommen macht man immer das Gleiche den ganzen Tag. Ich habe ganz viele User in den acht Jahren kennengelernt, die immer zu mir vor die Cam kommen und dann unterhält man sich auch über ganz normale Dinge. Wenn es zu Hause nicht läuft mit der Frau, dann klopfen die auch bei mir an. Und zwar nicht, um ihre Dinger loszuwerden, sondern einfach um sich auszusprechen.
Sugar Rachel: Also erst mal ausschlafen. Da ich ja für mich selbst arbeite, kann ich aufstehen, wann ich will. Das mag ich sehr gerne. Also mindestens 11,12 Uhr. Dann erst mal ein bisschen hübsch machen, mit Make-up. Dann geht die Cam an und dann machen wir da mal endlich was. Viele User, nette Leute, manchmal auch etwas weniger nett, aber alle immer toll. Es sollen alle viel Spaß haben. Und ja, Hauptsache sich sexy fühlen.
Welche Qualifikationen braucht man in dem Job?
Hotjeanny: Man muss anders sein. Man muss sich unterscheiden von dem Rest. Ich kann überhaupt nicht umgehen mit Makeup. Ich bin auch schon ein bisschen älter. Aber ich habe auch User die sagen: 'Ich will nicht. Das könnte meine Tochter. Da will ich nicht in den Chat gehen. Ich fühle mich bei dir wohler.' Und ansonsten: Gut zuhören und ein bisschen ... – also ein Psychologiestudium wäre vielleicht nicht schlecht.
Sugar Rachel: Ja, das ist ein sehr guter Punkt. Au jeden Fall Psychologie, das ist sehr wichtig. Sehr viel Menschenkenntnis, man redet sehr viel mit den Leuten. Sie kommen mit ihren Problemen zu einem. Und mehr als Webcam-Model zu sein, ist man eigentlich einfach eine nette Person. Sich selber sein. Das funktioniert am besten. Ich bin eine offene, eine fröhliche Person. Einfach immer lächeln, immer Spaß haben.
Wie seid ihr zu eurem Job gekommen?
Hotjeanny: Das war 2010. Ich habe zu der Zeit in Holland gewohnt und bin nach Spanien gezogen. Die Kinder waren noch klein, die eine war vier, die andere neun. Und alle beide mussten zur Schule. Keine Familie, keine Freunde und Camen war das Beste. So konnte ich immer bei meinen Kindern zu Hause sein, konnte zur Schule gehen, wenn das nötig war oder wenn sie krank waren zu Hause. Und so bin ich dabei geblieben, weil es für mich auch Spaß macht. Das hat sich für mich so ergeben. Und so bin ich dementsprechend immer noch dabei. Und seit Kurzem ist sie auch mit dabei.
Sugar Rachel: Bei mir hat sich das so ergeben: Mama camt und ich bin eine sehr freie Person, ich reise sehr gerne. Diese Routine, immer das Gleiche, das langweilt mich und macht mir auch keinen Spaß. Ich bin gerne mein eigener Chef, ich bestimme gerne selbst, wann ich arbeite, wie viel ich arbeite, was ich mache und wann. Und beim Camen geht das alles. Und das alles von zu Hause aus, wann ich Lust drauf habe und wann ich will. Sie hat mir das natürlich so vorgelebt und dann war ich alt genug, und dachte: Warum nicht?