In Indien verkauft der Kinderbuch-Verlag "Pegasus" einen Bildband über die größten Führer der Weltgeschichte. Auf dem Cover sind Mahatma Gandhi, Barack Obama und Nelson Mandela zu sehen – und Adolf Hitler.
In der Beschreibung des Buchs steht: "Wir haben Männer und Frauen gefunden, die euch inspirieren werden. Einige sind sehr berühmt, andere weniger, aber alle haben ihre Anhänger elektrisiert und versucht, die Welt zu verbessern." Ähm, wie bitte? Die elf abgebildeten Führer hätten ihr Leben der Verbesserung ihres jeweiligen Landes verschrieben und seien "in Zeiten von Krise mit guter Führung vorangeschritten". Ah ja.
Das "Simon Wiesenthal Center", eine in Los Angeles basierte internationale jüdische Vereinigung für Menschenrechte forderte Anfang der Woche vom Verlag, den Verkauf einzustellen. In einem Statement von Rabbi Abraham Cooper, dem stellvertretenden Dekan des Centers, heißt es: "Hitler auf Augenhöhe mit diesen wirklich großartigen Politikern und humanitären Vorreitern zu stellen, ist abscheulich. Besonders, da dieses Buch für junge Menschen gedacht ist, die wenig bis kein Wissen über Weltgeschichte haben."
Hitler habe "Führungsqualitäten bewiesen", heißt es
Auf Anfrage der "New York Times" sagte der Verlag, Hitler sei in dem Band vertreten, da er genau wie Barack Obama und Mahatma Gandhi "Führungsqualitäten" bewiesen habe und "seine Reden die Massen begeisterten." Man urteile nicht darüber wie er sich verhalten habe, oder "ob er ein guter oder schlechter Anführer war", man zeige nur, dass er "ein sehr einflussreicher Führer war." Na dann.
In einigen Teilen Asiens wird kaum über die fürchterlichen Straftaten gesprochen, die während des dritten Reichs verübt wurden. Stattdessen wird Hitler als einer der inspirierendsten Menschen der Weltgeschichte gehandelt. 2012 schrieb der indische Journalist Dilip D'Souza, seine Frau sei Lehrerin an einer mittelständischen Schule in Mumbai und habe ihre Schüler gefragt, welche historische Figur sie am meisten bewundern würden. Neun von ihnen hätten Hitler ausgewählt. "Meine Frau fragte: 'Und was ist mit den Millionen Menschen, die er umgebracht hat?'", schreibt er. "'Ja, das war schlimm', sagten die Kinder, 'aber viele von ihnen waren Verräter.'"
Bislang macht der Verlag keine Anstalten, das Buch aus dem Sortiment zu nehmen.