Papst Benedikt XVI. hat auf dem Petersplatz im Vatikan die letzte Generalaudienz seines Pontifikatsgegeben. Der 85-jährige Kirchenvater, der am Donnerstagabend ohne weitere Zeremonie aus dem Amt scheiden will, ließ sich in seinem Papamobil durch eine Menge von mehr als 100.000 Gläubigen fahren, bevor er die Worte an sie richtete. "Gott wird seine Kirche nicht kentern lassen", sagte der Papst, der künftig den Titel "emeritierter Papst" tragen wird.
Die Generalaudienz fand nach dem Vorbild dieser jeden Mittwoch üblichen Veranstaltung statt, wurde aber wegen des großen Zulaufs auf den Petersplatz verlegt. Sowohl der Platz selbst als auch die dorthin führende Via della Conciliazione waren von der Menschenmenge gefüllt, die bei strahlendem Sonnenwetter herbeigeströmt war. Zahlreiche Gläubige hielten Fahnen oder Spruchbänder mit Aufschriften wie "Danke" in die Luft.
Er sei sich bewusst, wie "wichtig" und ungewöhnlich sein Rücktritt sei, sagte der Papst, der als erstes katholisches Kirchenoberhaupt seit dem Mittelalter vor dem Tod auf eigenen Beschluss aus dem Amt scheidet. Er habe die Entscheidung jedoch in "Gelassenheit" getroffen.
Der französische Kardinal Jean-Louis Tauran sagte Radio Vatikan, Benedikt XVI. sei der "Papst des Wesentlichen", der die Gläubigen eingeladen habe, sich auf ihre "geistlichen Wurzeln" zu konzentrieren. Er habe "Glauben und Vernunft zusammengeführt". Kardinal Tauran wird die Aufgabe zufallen, nach der Wahl im Konklave der Kardinäle den Namen des künftigen Papstes bekanntzugeben.
Die Polizei war rund um den Vatikan mit einem Großaufgebot im Einsatz. Benedikt XVI. hatte seinen Amtsverzicht vor gut zwei Wochen bekanntgegeben. Sein knapp achtjähriges Pontifikat endet am Donnerstag um 20.00 Uhr. Bereits um 17.00 Uhr will das scheidende Oberhaupt der katholischen Kirche per Hubschrauber den Vatikan verlassen, um sich für einige Wochen in die päpstliche Sommerresidenz Castel Gandolfo nahe Rom zu begeben.
Vor seiner Abreise ist ein Treffen mit Mitgliedern des Kardinalskollegiums geplant, dessen wahlberechtigte Angehörige einen neuen Papst bestimmen sollen.