Prozess gegen Vater von ermordeter Arzu Ö. begonnen

Vor dem Landgericht Detmold hat der Prozess gegen den Vater der ermordeten Kurdin Arzu Ö.

Vor dem Landgericht Detmold hat der Prozess gegen den Vater der ermordeten Kurdin Arzu Ö. begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Fendi Ö. vor, seine fünf erwachsenen Kinder zum Mord an ihrer 18-jährigen Schwester aufgefordert zu haben, um dadurch einen "vermeintlich erlittenen Ehr- und Gesichtsverlust" wiedergutzumachen. Die Familie soll Arzus Beziehung zu einem Deutschen nicht toleriert haben.

Die Familie gehört zur kurdischen Volksgruppe der Jesiden. Diese vertritt eine Glaubensrichtung, in der Beziehungen zu Andersgläubigen streng verboten sind. Der Angeklagte hat Azur laut Staatsanwaltschaft im August 2011 wiederholt geschlagen und mit einem massiven Holzstock verprügelt oder durch einen Sohn verprügeln lassen, um sie "zu bestrafen". Zudem soll er ihr mit weiteren Konsequenzen gedroht haben. Als Arzu nach ihrer Flucht aus dem Elternhaus aufgespürt wurde, soll ihr Vater laut Anklage dann seine fünf Kinder aufgefordert haben, die 18-Jährige zu töten.

Arzu war am 1. November 2011 von fünf Geschwistern aus der Wohnung ihres Freundes in Detmold entführt worden. Ihre Leiche wurde erst Mitte Januar bei Hamburg gefunden. Sie wies zwei Kopfschüsse auf. In einem abgetrennten Verfahren waren vier Brüder und eine Schwester der jungen Frau zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Ihr Bruder Osman Ö. hatte gestanden, Arzu erschossen zu haben. Die Staatsanwaltschaft ging von einer Tat aus vermeintlich "ehrbezogenen Motiven" aus.

Für den Prozess gegen den Vater sind zunächst drei weitere Verhandlungstage bis zum 4. Februar angesetzt. Es sollen rund 23 Zeugen und drei Sachverständige gehört werden. Die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen die Mutter Adle Ö. hatte die Kammer abgelehnt, da eine Verurteilung wegen Körperverletzung durch Unterlassen sowie Freiheitsberaubung oder Nötigung nicht sehr wahrscheinlich sei. Die Anklage hatte der Mutter vorgeworfen, sie sei ihrer Tochter Arzu nicht zu Hilfe gekommen. Die Staatsanwaltschaft legte gegen den Beschluss der Kammer Beschwerde ein.

AFP
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