Sensationsfund in Halle 2300 Jahre alter Papyrustext entdeckt

Für Ägyptologen ist es eine Sensation: Per Zufall entdeckten Wissenschaftler eine der ältesten ägyptischen Handschriften. Sie stammt aus einem antiken Totenbuch und beschreibt altägyptische Gottheiten wie Re und Osiris.

"Was das Gold angeht: Das ist der Leib des Sonnenngottes Re". Ein unbekannter Verfasser ordnete vor 2300 Jahren Edelmetalle Mineralien, Bäume und Tiere speziellen ägyptischen Gottheiten zu. So steht Lapislazu für das Haar des Sonnengottes und die Zeder für Osiris, den Gott der Wiedergeburt und der Toten. "Ibis, ein Wasservogel: Das ist Thot (Gott der Wissenschaft)", heißt es weiter. Diese Handschrift - drei sogenannte Kolumnen - wurde auf der Rückseite einer Seite des antiken Totenbuchs entdeckt. Ein antikes Schätzchen: "Die bisherigen lexikalischen Papyrustexte sind rund 300 Jahre jünger", sagt Hans Fischer-Elfert, Entdecker des Textes und Direktor des Ägyptologischen Instituts der Universität in Halle .

Der Inhalt des Papyrus bietet Ägyptologen neue Erkenntnisse zur Religion der alten Ägypter: "Wir wissen jetzt, dass die Zuordnungen der belebten und der unbelebten Natur zu Gottheiten in der Religion der Ägypter eine viel ältere Tradition hat, als wir bislang angenommen haben", sagt Fischer-Elfert. Der Text wurde in kursiven Hieroglyphen, der Schreibschrift der alten Ägypter, mit roter und schwarzer Tinte abgefasst. Die Tinte selbst besteht ganz typisch aus einer Mischung aus Ruß und Leim.

"Interessant ist auch, dass der Lexikontext auf der Rückseite inhaltlich nichts mit dem Totenbuch zu tun hat", sagt Fischer-Elfert. Denn im Buch selbst werden die Stätten der Unterwelt, die ein Toter ungehindert passieren möchte, aufgezählt und als kleine Zeichnungen abgebildet.

Das antike Fundstück stammt aus der Privatsammlung des 1949 verstorbenen Pfarrers Julius Kurth. 74 Papyri, darunter auch dieses, haben seine Erben der Universität geschenkt. Insgesamt umfasst die Sammlung der Universität Halle 196 Papyri - eine der ältesten archäologischen Universitätssammlungen Deutschlands. Die ersten Stücke wurden von Wissenschaftlern bereits vor 1845 zusammengetragen.

Das 2300 Jahre alte Papyrus wurde nun erstmals gezeigt. Allerdings wird es der Öffentlichkeit nicht mehr lange zur Verfügung stehen. Da Papyrus äußert empfindlich ist, muss es bald wieder lichtgeschützt verwahrt werden.

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Thomas Schöne, DPA

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