Mini-Kernspintomograph Mäuse gucken in die Röhre

Die Röhre hat einen Durchmesser von 15 Zentimetern und kostet 2,5 Millionen Euro: Mit dem neuen Mini-Kernspintomographen an der Uniklinik Tübingen werden Forscher in Zukunft lebenden Mäusen ins Hirn gucken können.

Mit einem Durchmesser von etwa 15 Zentimetern sieht die kleine Röhre fast nach einem Spielzeug aus - doch mit Kosten von 2,5 Millionen Euro ist sie alles andere als eine Spielerei. Es handelt sich um einen Tier-Magnet-Resonanz-Tomographen oder, kurz gesagt, um einen Mini-Kernspin für Mäuse und Ratten. Eingesetzt wird das neuartige Gerät aber nicht in einer Tierarztpraxis, sondern am Universitätsklinikum Tübingen. Der Mini- Kernspin soll dazu dienen, Behandlungsmethoden bei bestimmten Krankheiten zu testen und zu verbessern.

Tiere müssen nicht mehr getötet werden

Mini-Kernspins für Tiere gibt es schon länger. Was das Gerät in Tübingen weltweit einzigartig macht: Es arbeitet mit der gleichen Software wie die Kernspin-Apparaturen, die bei menschlichen Patienten zum Einsatz kommen. Das bedeutet, dass die Ergebnisse aus Tierversuchen eins zu eins auf den klinischen Alltag übertragen werden können: Diagnosemethoden oder Softwareprogramme, die am Mini- Kernspin entwickelt wurden und Erfolg hatten, können dann unverzüglich bei Menschen zum Einsatz kommen.

Bei Alzheimer-Forschungen kann der Entwicklungsprozess so aussehen: Zunächst werden spezielle Ratten und Mäuse so gezüchtet, dass sie nach eineinhalb Jahren diese Krankheit entwickeln. Um das Gehirn untersuchen zu können, mussten die Forscher die Tiere in der Vergangenheit töten. Das soll künftig nicht mehr notwendig sein. Der Kernspin ermöglicht es außerdem, Krankheiten am lebenden Objekt weiterzuverfolgen.

Weniger Versuchtiere in Zukunft nötig

Von den Bildern versprechen sich die Wissenschaftler auch genauere Erkenntnisse über den Verlauf von Krebserkrankungen. So soll das Wachstum von Tumoren besser nachvollzogen werden können, ebenso die Wirkung von Medikamenten. Auch könnten damit neue Methoden zur Früherkennung von Herzerkrankungen entwickelt werden. Selbst die kleinen, lebenden Forschungsobjekte sollen von dem neuen Gerät profitieren. Nach Angaben der Uniklinik sind künftig weitaus weniger Versuchstiere nötig als bislang.

Der kleine Kernspin-Apparat ist in Sachen Auflösung und Messgenauigkeit den größeren Geräten sogar weit voraus. Die Wissenschaftler messen die Magnetfeldstärken in Tesla. Der kleine Kernspin kommt dabei auf sieben Tesla, was in etwa dem 130.000 Erdmagnetfeld entspricht. Herkömmliche Geräte in den Kliniken arbeiten in etwa mit drei Tesla. Magnet-Resonanz-Tomographen (MRT) kommen ohne Röntgenstrahlen aus und arbeiten stattdessen mit Magnetfeldern. Eingesetzt werden sie in der Medizin vor allem zur Diagnose von weicheren Strukturen wie bei Weichteilen, Muskeln oder dem Gehirn.

DPA
Jörg Isert und Jan Brinkhus/DPA

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