Verschwörungsanhänger

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Ein US-Flugzeug in Kabul

Faktencheck Kabul-Evakuierung nur ein Fake? Verschwörungsanhänger behaupten US-Flugzeug sei aufblasbare Attrappe

Sehen Sie im Faktencheck-Video: Kabul-Evakuierung nur ein Fake? Verschwörungsanhänger behaupten US-Flugzeug sei aufblasbare Attrappe. 






Die dramatische Evakuierung vom Flughafen Kabul – alles nur gestellt? Eine US-Air-Force-Maschine soll eine aufblasbare Flugzeug-Attrappe sein? Diese kruden Behauptungen kursieren derzeit in sozialen Medien. Doch was hat es damit auf sich? Wir machen den Faktencheck. 


Dieses Video, das das Chaos am Flughafen Kabul am 16. August 2021 zeigt, ging um die Welt. Nach der Machtübernahme der radikal-islamischen Taliban wollen viele Menschen aus Angst um ihr Leben aus Afghanistan fliehen. Einige Verschwörungstheoretiker behaupten nun, dieses Flugzeug sei nur eine aufblasbare Attrappe. Die Begründung: An den Türen und Fenstern gäbe es keine sichtbaren Nähte. Bei einigen Social-Media-Beiträgen wird unter dem Hashtag #noplanestheory Bezug auf eine Verschwörung um 9/11 genommen. Die besagt, dass nie Flugzeuge in die New Yorker Twin Towers geflogen wären. Dass die Registrierungsnummer der angeblichen Attrappe die „1109“ trägt, passt da dabei scheinbar gut ins Bild der Verschwörungstheoretiker.  




Dass die Fenster wie aufgeklebt wirken und Nähte nur schwer zu erkennen sind, liegt aber nicht daran, dass das Flugzeug eine aufblasbare Attrappe ist. Sondern vielmehr an der schlechten Qualität des Videos. Auch der Zeitpunkt des Screenshots wurde so gewählt, dass die Nähte nicht gut zu erkennen sind. Lässt man das Video weiterlaufen, sind die Details des Flugzeugs besser zu erkennen. Und wäre es tatsächlich eine aufblasbare Maschine müsste man dies spätestens hier erkennen: Die Menschen klettern auf das Flugzeug und stehen dort relativ stabil – sich so an einer mit Luft gefüllten Attrappe zu halten, wäre  kaum möglich. Ein anderes Video, das das stern-Verifikationsteam analysiert hat, zeigt, wie das Flugzeug abhebt – eine Attrappe wäre dazu nicht im Stande. 


Zudem: Die Maschine gibt es wirklich. Bei dem Flugzeug handelt es sich um eine Boeing C-17 Globemaster III der US Air Force – hier ein Bild des gleichen Flugzeugtyps. Gegenüber USA Today hat die US Air Force bereits bestätigt, dass die C-17-Maschine echt ist und für die Evakuierung in Kabul war. Derzeit läuft zudem eine Untersuchung durch die US-amerikanische Luftwaffe, weil menschliche Überreste im Radkasten der Maschine gefunden wurden als diese nach der Evakuierung in Katar gelandet war. 


Bei dem Flugzeug handelt es sich also nicht um eine aufblasbare Attrappe. Der Fall zeigt, mit welchen Methoden Verschwörungsanhänger Falschmeldungen verbreiten und damit die Not hilfloser Menschen für ihre eigene Weltanschauung ausnutzen.   
Verschwörungstheoretiker: Wie Sie mit Menschen sprechen, die nur an ihre Wahrheit glauben

Tipps für gute Gespräche Verschwörungstheorien: Wie Sie mit Menschen sprechen, die nur an ihre Wahrheit glauben

Sehen Sie im Video: Verschwörungstheoretiker – wie Sie mit Menschen sprechen, die nur an ihre Wahrheit glauben.




Die Corona-Krise polarisiert. Während manche die Maßnahmen für unzureichend halten, gehen sie anderen deutlich zu weit. Und wieder andere halten alles für eine große Verschwörung.  
Doch wie redet man mit Menschen, die völlig anders denken und nur an ihre eigene Wahrheit glauben? 
Was alle Ideologien gemeinsam haben: Sie unterteilen die Welt in Gut und Böse, in Schwarz und Weiß. Raum für Differenzierung? Fehlanzeige! Oft gibt es die Vorstellung von einer Elite, die alles im Hintergrund steuert. 
Wenn man mit jemandem spricht, der diesem Glauben verfällt, gilt:
1. Reden Sie unter vier Augen miteinander:  
Bei geschriebenen Nachrichten geht die Beziehungsebene verloren: Wir bekommen nicht mehr mit, wie das Geschriebene beim anderen landet. Außerdem fehlt im Netz die Intimität, die bei einem persönlichen Gespräch entstehen kann. 
Vorbereitet zu sein, hilft, damit das Gespräch nicht entgleist: 
2. Machen Sie sich vorher klar, was Sie an dem Gegenüber schätzen:  
Wenn Sie in einigen Zeilen aufschreiben, warum Ihnen die Person am Herzen liegt, wird es einfacher in einem Gespräch gemeinsamen Boden zu finden.  
3. Ziehe Sie Grenzen und arbeiten Sie mit „Ich-Botschaften“: 
Welche Grenzen könnte der andere überschreiten? Was löst das in Ihnen aus? Schreiben Sie es auf, um im Gespräch nicht überrumpelt zu werden. Ihr Gesprächspartner könnte zum Beispiel andere Menschen abwerten oder Straftaten verharmlosen. Sagen Sie Ihrem Gegenüber, wie es Ihnen bei solchen Äußerungen geht und bitten Sie darum, das zu respektieren.  
Während des Gesprächs kommt es auf diese Dinge an:  
4. Offene Fragen stellen:
Zunächst geht es darum, zu verstehen, wie Ihr Gegenüber denkt. Stellen Sie offene Fragen wie: „Wie siehst du das?“  Vermeiden Sie Fragen, auf die kurze Antworten möglich sind: „Bist du der Meinung, dass…?“ 
5. Bei einem Thema bleiben:
Konzentrieren Sie sich auf ein Hauptargument und sammeln Sie dazu Fakten. Zu viele Fakten könnten den anderen auf Abstand bringen und er klinkt sich aus.  
6. Zuhören und wiederholen, was man verstanden hat:
Wenn man während des Gesprächs schon seine eigene Argumentationskette aufbaut, bekommt man nicht mit, was der andere sagt. Hören Sie zu, was Ihr Gegenüber erzählt – auch wenn es Ihnen schwerfällt. Falls Sie nicht sicher sind, ob Sie etwas richtig verstanden haben, geben Sie wieder, was Sie gehört haben. 
7. Sachlich bleiben und Gefühle benennen: 
Wenn Themen Sie ärgern, versuchen Sie nicht darüber hinwegzureden. Sagen Sie, wie es Ihnen geht, und fahren Sie erst dann fort.  
8. Empathisch bleiben:
Fragen Sie auch bei Ihrem Gesprächspartner nach, wie es ihm geht – vor allem dann, wenn Sie mitbekommen, dass er ärgerlich ist. 
9. Medienkompetenz vermitteln: 
Fragen Sie nach, woher der andere seine Informationen bezieht. Auf welchen Quellen beruhen die Fakten? Sind es valide Quellen? Wie zieht der andere seine Schlüsse und können Zusammenhänge auch anders gedeutet werden? 
Erwarten Sie nicht zu viel: Menschen verändern nach einem Gespräch in der Regel Ihre Haltung nicht. Aber je mehr Sie die Verbindung miteinander durch einen guten Austausch ausbauen, desto mehr können Sie bewirken.    


Bei diesen Beratungsstellen finden Sie außerdem Informationen und Hilfe: Der goldene Aluhut (Schwerpunkt: Verschwörungstheorien),  Beratungsstelle Radikalisierung (Schwerpunkt: Islamismus), EXIT (Schwerpunkt: Rechtsextremismus),
Quellen: stern, SWR3, EditionF, ZDF