Geld und Kredit Lieber etwas länger die Stellung halten

Wer bei Fonds hektisch den höchsten Renditen hinterherjagt, macht nur seine Bank reich. Könner können Nein sagen.

Investmentfonds sind eine grundsätzlich gute Geldanlageform. Kein anderes Produkt bietet Kleinsparern so einfachen und staatlich gut beaufsichtigten Zugang zu den Weltbörsen - oft schon ab 25 Euro monatlich. Die Fonds investieren das Geld in Aktien, Zinspapiere oder Immobilien. Mehr als fünf Millionen Arbeitnehmer sparen vermögenswirksame Leistungen in Fonds. Mehr als 600 Milliarden Euro haben die deutschen Privatanleger investiert, pro Kopf rund 7500 Euro. Doch gerade bei diesem Allerweltsprodukt beraten Banken und Sparkassen, die gut 70 Prozent des Geschäftes abwickeln, nicht immer zum Vorteil des Kunden. Auch hier heißt das Stichwort "Provision".

Die Provision für die Fondsberatung nennt sich Ausgabeaufschlag. Sie beträgt laut Verkaufsprospekten bei Aktien- und Immobilienfonds rund fünf, bei Rentenfonds etwa drei Prozent der Anlagesumme. Doch immer weniger Kunden sind be-reit, den vollen Beratungspreis zu zahlen. Bei Direktbanken, Onlinevermittlern und Fondsshops ist der Ausgabeaufschlag niedriger, oft entfällt er ganz. Beim Einmalkauf von Fondsanteilen über die Börse fallen Orderspesen an, die deutlich niedriger als Ausgabeaufschläge sind. Dieser Wettbewerb führt zu versteckten Fouls. Drei Kniffe sind verbreitet:

Kick Backs.

Davon merken Verbraucher nichts. Es handelt sich um Geschäftsin-terna zwischen Fondsvertreibern (Banken, Sparkassen, Vermögensverwaltern) und den Gesellschaften, die Fonds ausgeben und managen. Darin verpflichten sich die Fondshäuser, einen Teil ihrer Gebühreneinnahmen an die Vermittler abzugeben. Ohne Kick Back würden viele Fonds zu Ladenhütern. Denn in der Wertentwicklung unterscheiden sich Fonds gleicher Anlagekategorie nur wenig. Vermittler können sie also getrost auch danach auswählen, ob die Gesellschaft bereit ist, ihnen ein Kick Back zu zahlen - auch wenn sie das aufs Schärfste bestreiten. Die größte Sparkasse in Deutschland, die Hamburger Sparkasse, kassiert beispielsweise bis zu 36,7 Prozent der Verwaltungsvergütungen der Fonds, die sie ihren Kunden empfiehlt. Beträgt diese Vergütung, die jährlich dem Fondswert abgezwackt wird, 2 Prozent, erhalten die Hanseaten davon also knapp 0,8 Prozent.

Performance Fees.

Wegen steigender Kick Backs haben viele Investmentfonds ihre Verwaltungsvergütungen in den vergangenen Jahren erhöht. Das führte dazu, dass die Fonds in entsprechenden Vergleichslisten schlecht abschneiden - sie kosten zu viel. Um diesen Effekt zu verhindern und trotzdem Kasse machen zu können, führen immer mehr Fonds zusätzliche, erfolgsabhängige Gebühren ein. Übertrifft ein Fonds in einem Jahr einen bestimmten Wertzuwachs, ziehen die Manager Prozente oberhalb davon ab. Ob der Fonds 10,4 oder 11,2 Prozent Plus macht - welcher Anleger fragt da schon groß nach.

Depotdrehen.

Dieser Kniff ist der raffinierteste und für Berater und Fondshäuser zugleich der einträglichste. Ein Fondsdepot einmal vergleichsweise krisenfest mit wenigen etablierten Fonds anzulegen ist zwar gut für Anleger, für Berater jedoch ein Horror. Denn sie verdienen dann allenfalls noch Bestandsprovisionen. Folglich werden ständig neue Angebote gemacht, zumeist als Tauschgeschäft von Fonds A in Fonds B. Typische Begründungen: Fonds B ist "neu, ausgeklügelter, besser", Fonds A ist "ja schon gut gelaufen", der "Markt ändert sich gerade". Kaschieren lässt sich das "Drehen", bei dem jede kleinste Depotbewegung für die Berater neue Provisionen und Spesen bringt, bestens: als "ganz persönliche, individuelle Beratung", also genau das, was Verbraucherherzen wünschen. Dahinter steckt fast immer der Versuch, neue Provisionen oder Kick Backs zu verdienen.

Tipp:

Vorsicht bei hochspezialisierten Themenfonds wie zum Beispiel "Klimawandel", "Ökoenergie", "Hochzins" oder "BRIC" (Aktien aus Brasilien, Russland, Indien und China). Modethemen sind an den Börsen schnell wieder out, die passenden Fonds dazu ideale "Dreh"-Investments. Übrigens: Spätestens im November müssen Wertpapierberater laut einer EU-Bestimmung sämtliche Provisionen offenlegen. Ihr Berater auch.

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