Die Meldung war eine Überraschung: Ausgerechnet Deutschlands oberster Banker Jens Weidmann stapelt nicht abgedrehte Fonds oder Wertpapier-Geheimtipps in sein Depot. Sondern hat sein privates Vermögen geradezu lächerlich einfach angelegt: Er verfügt über zwei ETF, die weltweit und in DAX-Firmen investieren.
So simpel seine Strategie auch ist - sie funktioniert. Denn wer langfristig Geld für später auf die hohe Kante legen will, braucht keine hochriskanten Aktien oder ausgeklügelte Strategien. Vielmehr geht es um Kontinuität und einen langen Anlagehorizont. Kurz gesagt: Sich einmal schlau machen und anfangen, zu sparen, reicht vollkommen aus.
Jens Weidmann schiebt sein Geld in ETF, das sind Aktienfonds, die kein aktives Management haben, sondern nur einen Vergleichsindex abbilden. Aber was bedeutet das? Einer von Weidmanns ETF bildet den DAX nach. Das bedeutet, dass der Banker ziemlich exakt an der Entwicklung des DAX profitiert, denn diese Aktien schlummern in seinem ETF. Legt der DAX um fünf Prozent zu, gilt das auch für die Geldanlage des Bankers. Das ist simpel - vielleicht zu einfach? Rutscht der DAX ins Minus, gilt das auch für das Investment. Denn das wird voll automatisiert angelegt. Bei aktiv gemanagten Fonds können Profis eingreifen und gegensteuern. Doch das hat seinen Preis.
Das kosten Fonds und ETF
Denn Fonds oder ETF zu kaufen, kostet Gebühren. Der Ausgabeaufschlag, Verwaltungs- und Performancegebühren muss der Anleger zahlen. Allerdings gibt es hier große Unterschiede - und die wirken sich direkt auf die Rendite aus. Denn jeder Euro, den Anleger für Gebühren und Co. bezahlen, lässt den Ertrag schrumpfen. Da sollte man genauer hinsehen. Der Ausgabeaufschlag ist eine einmalige Gebühr beim Fondskauf, der die Differenz zwischen dem höheren Ausgabepreis zum niedrigeren Rücknahmeprreis darstellt und meist in Prozent angegeben wird. Bis zu 6 Prozent kann das kosten. Daher sollten Anleger genau prüfen, wie hoch der Ausgabeaufschlag liegt, denn bei einigen Online-Brokern lässt sich diese Gebühr sparen.
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Die Verwaltungsgebühren sind bei aktiv gemanagten Fonds höher - klar, hier müssen Banker bezahlt werden, die Aktien in den Fonds schichten. Zwischen 0,8 und 3 Prozent belaufen sich die Kosten. Ein ETF ist da günstiger: Bei 0,05 Prozent geht die Verwaltungsgebühr los, meist wird nicht einmal ein Prozent fällig. Außerdem spart man sich bei ETF auch die Perfomancegebühr. Die wird bei aktiven Fonds fällig, wenn die Leistung der Fondsmanager richtig gut war. Das freut zwar auch den Anleger, aber wenn der Fonds nur minimal besser war als die Zielvorgabe - gerade, wenn die Märkte im Abwärtstrend stecken - dann müssen Anleger zwischen 5 und 25 Prozent Belohnung zahlen, obwohl sie selbst kaum verdient haben.
Aber welchen Fonds oder ETF kauft man nun am besten? Die schlechte Nachricht: Es gibt sehr viele Fonds. Die Aufsichtsbehörde BaFin listet knapp 14.000 von ihnen auf. Allerdings kann man diese in Gruppen bündeln: Die einen investieren weltweit, die anderen auf Länder- oder Branchenebene. Bevor man also einen Fonds kauft, müssen grundlegende Fragen geklärt sein:
1. Aktive Fonds oder günstiger ETF?
2. Einmalig einzahlen oder Sparplan?
3. Wie risikobereit bin ich?
Ob nun aktiver Fonds oder ETF ist beim Investment eine Glaubensfrage: Die einen wollen lieber einen etwas teureren, aktiven Fonds, der in Krisenzeiten gegensteuern kann. Die anderen sagen, dass kaum ein Fonds den Vergleichsindex in der Vergangenheit geschlagen hat und die höheren Kosten damit ungerechtfertigt sind. Je nach dem, welche Statistik man bemüht, haben nur zwischen 5 und 30 Prozent der Fondsmanager den zugrundeliegenden Index geschlagen.
Im nächsten Schritt sollte man klären, wie man sparen möchte? Wer eine höhere Summe auf einem alten Sparbuch liegen hat oder beim Bingo gewonnen hat, kann diese Summe (zumindest einen Teil davon) in einen Fonds anlegen. Auf keinen Fall sollten alle verfügbaren Geldreserven angelegt werden. Wer keine größere Summe erübrigen kann, kann auf Sparpläne zurückgreifen. Hier wird monatlich eine fixe Summe ins Depot geschoben, mit der neue Anteile am Fonds erworben werden. Dies ist schon ab 25 Euro pro Monat möglich.
Wie hoch darf das Risiko sein?
Bei der Wahl des Fonds muss vorher gecheckt werden: Wie risikobereit bin ich? Zwar versprechen Fonds, die mehr Risiko eingehen, auch höhere Rendite. Doch wer nervös nächtelang wach liegt, sollte besser auf Nummer sicher gehen und eine geringere Risikoklasse wählen. Unter den Fonds finden sich unzählige Differenzierungen. So können Anleger in Fonds investieren, die grüne Energie fördern oder kein Geld in Rüstungsunternehmen stecken. Auch wenn man gerne nachhaltig anlegen will, sollte bei der Geldanlage - gerade wenn es um das Sparen fürs Alter geht - die Rendite und die Risikobewertung im Blick behalten.
Zu den beliebtesten Fonds zählen ETF, die in den weltweiten Aktienindex MSCI World investieren. Als Anleger partizipiert man an der Entwicklung von mehr als 1600 Aktien aus 23 Ländern (darunter aus den USA, Japan, Großbritannien, Frankreich und Deutschland). Für Sparer ist bei der Wahl nicht ganz unwichtig, ob der ETF die Dividende ausschüttet oder direkt wieder anlegt (thesaurierend). Will man fürs Alter sparen, ist die thesaurierende Variante eine gute Option. Ob Sie den Fonds nun über ComStage, iShares oder Xtrackers kaufen, liegt zum einen an der eben beschriebenen Unterscheidung - aber auch an der Wahl des Depots. Und somit der Bank oder des Brokers. Denn einige Direktbanken und Online-Broker bieten die ETF von Partnern besonders günstig an. Die Gesamtkosten der beliebtesten MSCI-World-Fonds (Totel Expense Ratio, kurz TER) belaufen sich zwischen 0,19 Prozent (beispielsweise der Xtrackers MSCI World UCITS ETF 1D bzw. 1C) und 0,50 Prozent wie beim iShares MSCI World UCITS ETF.
Zu den meistgehandelten ETF zählen neben dem MSCI World auch Fonds, die den DAX oder den Tec-DAX abbilden. Neben der Unterscheidung zwischen ausschüttenden und thesaurierenden ETF ist auch die Frage nach physischen und synthetischen ETF wichtig. Beim ersteren wandern tatsächlich die Aktien des jeweiligen Indizes in den ETF. Synthetische ETF bilden die Indexentwicklung über Swaps ab, also über einen Tausch zwischen dem ETF- und einem Swap-Anbieter. Das Problem: Geht der Swap-Kontrahent pleite, droht Anlegern der Totalverlust. Wohl auch deshalb geht der Trend deutlich Richtung direkter Replikation des ETF. Doch sind synthetische ETF auch nicht immer riskanter, denn die Akteure in diesem Derivategeschäft werden überprüft und müssen Sicherheiten hinterlegen. Und: Diese Methode ist günstiger, als wenn tatsächlich die Papiere gekauft werden müssen.
Für Anfänger lohnt sich die Weidmann'sche Anlagestrategie: MSCI World und DAX als ETF. Das ist günstig, leicht verständlich und auch als Sparplan machbar. Und der Ertrag lohnt sich: Wer über 35 Jahre jeden Monat 55 Euro zum ETF-Sparen zur Seite legt, kann bei einem Investment auf den MSCI World oder DAX bei einer jährlichen Rendite von rund sieben Prozent am Ende rund 98.000 Euro erhalten. Spart man sogar 65 Euro, sind es mehr als 115.000 Euro, so der Sparplanrechner von iShares. Dabei ist ein Plus von sieben Prozent sogar noch konservativ gerechnet. Wer einmalig 5000 Euro in einem ETF spart, kommt nach 35 Jahren und den sieben Prozent Zuwachs pro Jahr auf eine Auszahlungssumme von mehr als 53.000 Euro.
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