Von Privatmenschen wird es häufig geschmäht, doch für viele Unternehmen ist es eine Selbstverständlichkeit: Leasing. Firmen leasen zum Beispiel ihren Fuhrpark, ihre Büroeinrichtung oder ihre Produktionsmaschinen - immer häufiger aber auch ungewöhnliche "Wirtschaftsgüter" wie beispielsweise die im Fachjargon dazu zählenden Tiere. Das Wort Leasing stammt von dem englischen "to lease" (mieten, pachten). Die Ware wird dem Leasingnehmer gegen Zahlung zur Nutzung überlassen. Am Ende der Laufzeit nimmt entweder der Leasinggeber die Ware zurück oder sie wird an den Kunden verkauft. Die Leasinggesellschaften gehörten in der Regel Banken oder den Herstellern des entsprechenden Produktes.
Doch Leasing hat auch unschöne Begleiterscheinungen: So sorgte der Betrugsprozess gegen die Firma FlowTex in den vergangenen Jahren für negative Schlagzeilen. Das Unternehmen hatte ihre nur auf dem Papier existierenden Bohranlagen an finigerte Leasinggesellschaften verkauft - und so für eine der größten Pleiten in Nachkriegsdeutschland gesorgt - die Schadenshöhe lag damals bei 4,3 Milliarden D-Mark.
Wenig Geld für viel Produkt
Gegenüber dem Kauf hat der Kunde den Vorteil, dass seine Kasse nicht auf einen Schlag belastet wird. Wenn die Leasingrate höher liegt als die übliche Abschreibung, spart er außerdem noch Steuern. Geleast werden kann fast alles: So gibt es Verträge über eine Vierfach-Looping-Achterbahn, eine Tulpenzwiebel-Bedampfungsanlage, und ein Bauer bietet im Internet sogar seine Hühner zum Leasing an. "Damit bekommen sie immer frische Eier", wirbt er.
Im vergangenen Jahr sind in Deutschland nach Schätzungen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden 51,1 Milliarden Euro in Leasingobjekte investiert worden, das waren fast neun Prozent mehr als im Vorjahr. Zum größten Teil wurden Fahrzeuge gemietet.
Tierische Leasingverträge
Die Deutsche Leasing (DL) in Bad Homburg, eine Leasinggesellschaft der Sparkassen, schloss im Frühjahr einen Vertrag mit dem Land Nordrhein-Westfalen über 40 Pferde für dessen Polizei-Reiterstaffel ab. "Unser ungewöhnlichster Fall war der Vertrag mit einem Safaripark über vier weiße Tiger", berichtet DL-Sprecher Wolfgang Eck. Auch die Vereinbarung über die Vermietung von Löwen ist ihm noch gut in Erinnerung. Eines der Tiere war während der Vertragslaufzeit ertrunken und hatte damit für viel Wirbel bei Leasingnehmer und -geber gesorgt. Zu deren Glück hatte das kleine Raubtier einen Bruder, der schließlich dessen Platz im Zoo einnahm.
"Leasingvereinbarungen über Tiere sind immer sehr speziell, weil darin Tier- und manchmal auch Artenschutzfragen geregelt werden müssen", weiß Eck. Und weil Tiere die einzigen Leasingobjekte seien, die sich vermehren könnten, müsse im Vertrag auch die Frage des Eigentums an potenziellen Nachkommen geklärt werden. Immer beliebter wird das Leasing auch im Reitsport. "Die Nachfrage steigt seit etwa sechs Jahren", erzählt die Inhaberin der NaminCo GmbH im baden-württembergischen Bad Herrenalb, Jutta Shaffu. Die Firma vermittelt Leasingverträge. Zwischen 2500 und 500.000 Euro seien die geleasten Pferde wert, die Verträge liefen in der Regel drei bis vier Jahre. "Theoretisch kann der Reiter dann das Pferd zurückgeben, aber das habe ich in meiner Laufzeit noch nie erlebt - schließlich hängen die Reiter an dem Tier", erzählt sie.
Privatleute leasen eher selten
Die meisten Leasingverträge werden deutschlandweit allerdings mit Unternehmen abgeschlossen, Privatmenschen treten nur selten als Kunden auf: Nur etwa jeder zehnte Leasingnehmer handelt auf eigene Rechnung. "Das ergibt auch Sinn, denn im Gegensatz zu den Unternehmen haben Privatleute dabei keine steuerlichen Vorteile", erläutert Eck. Immer häufiger tritt der Staat als Leasingnehmer in Erscheinung. Nach Auskunft des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung ist sein Anteil am Gesamtvolumen innerhalb eines Jahres von 4,5 auf 7 Prozent gestiegen. "Früher stand in Deutschland der Eigentumsgedanke viel mehr im Vordergrund. Mittlerweile setzt sich die Erkenntnis durch, dass Liquidität genau so wichtig ist wie Eigentum", erklärt Eck den Boom im Leasinggeschäft. Probleme mit den Leasingraten hätten die Kunden der DL kaum. Der Anteil der säumigen Zahler liege gerade mal bei 0,1 Prozent.