Es ist noch nicht lange her, da waren Veganer eine Besonderheit. Ihre Art sich zu ernähren galt als abnorm, Veganer selbst wurden als weltfremde Ökofreaks belächelt. Diese Zeiten haben sich geändert. Veganismus ist schon lange keine Randgruppensache mehr, sondern in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Ob Soja-Geschnetzeltes oder Räuchertofu, pflanzliche Ersatzproduke gehören inzwischen genauso zum Supermarkt wie die Fleischtheke.
Das hat auch den Umgang mit den Ernährungsweisen verändert. Was einst als radikal verschrien war, wird flexibler wahrgenommen und gelebt. Es gibt nicht nur mehr Fleischesser und Vegetarier, sondern auch Flexitarier. Selbst der einst so strenge Veganismus wird nicht mehr von allen ganz so strikt gelebt. "Vegganer" beispielsweise ernähren sich auf Basis einer Ausnahme.
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Das Problem mit B12
Vegganer, das sind die Veganer, die Eier (englisch "egg") essen, was den Namen erklärt. Ein Ernährungstrend, der vor allem auf Social Media unter dem Hashtag #veggan die Runde macht. Aber warum ausgerechnet Eier? Der stern hat Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm gefragt, was das dem Körper nützt.
"Sie sind ein perfekter Mix der Natur, der fast alle essentiellen Nährstoffe enthält: Eiweiß, das wir zu fast 100 Prozent verwerten können, im fettreichen Eigelb die Vitamine A, E, D und K. Und Eisen!", sagt sie. Dazu komme Kalium, Kalzium und Phosphor. Und die wasserlöslichen B-Vitamine, vor allem B1 und B12. Und: "In puncto Cholesterin ist Ei rehabilitiert: Es erhöht nicht, wie früher angenommen, das Risiko für koronare Herzkrankheiten."
Menschen, die sich rein vegan ernähren, haben vor allem ein Problem - B12. Während andere Nährstoffe wie Eisen in Fleisch oder Kalzium in Milch mit einer ausgeklügelten Mischung auch durch pflanzliche Lebensmittel dem Körper zugeführt werden können, ist das Vitamin in pflanzlichen Lebensmitteln nicht vorhanden. Aus diesem Grund hält es auch Dagmar von Cramm aus gesundheitlichen Gründen für sinnvoll, die vegane Ernährung mit Eiern zu ergänzen. "Es wäre gut - um ausreichend Vitamin B12 zu bekommen. Das muss sonst supplementiert werden", erklärt sie.
Der Mix macht's
Auch für die Extraportion Eiweiß sind Eier gut. Am besten, so von Cramm, wenn sie mit pflanzlichen Lebensmitteln kombiniert werden. "Der Mix aus beidem ist optimal." Demnach ergeben Kartoffeln zusammen mit Eiern eine extrem hohe biologische Wertigkeit. Die biologische Wertigkeit definiert, wie viel von diesem Eiweiß der Mensch braucht, um körpereigenes Eiweiß zu ersetzen. Je höher sie ist, desto besser. Zwar könnten auch durch Hülsenfrüchte mit Getreide gute Werte erzielt werden, "aber viel besser ist der Mix mit tierischem Eiweiß."
Wirklich überzeugt von dem vermeintlichen Trend ist die Ernährungsexpertin nicht: "Ehrlich: kein Veganer wird Ei essen!" Ihrer Meinung nach ist Vegganismus "vor allem für Pudding-Veganer gut, die sich nicht so viel Gedanken übers Essen machen, sondern einfach Fleisch, Fisch und Milchprodukte weglassen, süß mögen und deshalb auch viel Kuchen, Schokolade und so weiter essen."
Veganer, für die der Vegganismus nicht in Frage kommt, sollten sich, so Cramm, vor allem vollwertig ernähren und nur wenige Fertigprodukte essen. Sie empfiehlt, Vollkorngetreide, dazu Quinoa, Amaranth oder Buchweizen. Außerdem sollten Nüsse und Saaten, reichlich Sojaprodukte, Hülsenfrüchte und hochwertige Öle auf dem Ernährungsplan stehen.
Wichtig sei, dass Menschen, die sich vegan ernähren, regelmäßig ihr Blutbild kontrollieren, um zu sehen, ob B12, Eisen und Jod im Lot sind. "Der Calciumspiegel im Blut wird immer ok sein, weil unsere Knochen als Depot dienen und Mangel ausgleichen. Aber genau da liegt die Gefahr", erklärt sie. "Ich denke, Milchprodukte sind für Mitteleuropäer am schwierigsten zu ersetzen."
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