Für Medikamente hatte sich der Berliner Apothekersohn Moritz Müller-Dombois früher nur "nach einer durchfeierten Nacht" interessiert, wenn es galt, den Kater zu bekämpfen. Doch als durch die Gesundheitsreform Anfang des Jahres ein Preiskampf in der Apothekenbranche ausbrach, kam der gelernte Programmierer auf die "zündende Geschäftsidee". Er entwickelte "www.medizinfuchs.de", die erste Internetmaschine für den Pillen-Preisvergleich, "damit Kranke herausfinden, wo ihre Mittel am günstigsten sind". Für solch einen Wegweiser ist Bedarf. Denn seit das Versandverbot für Medikamente und das Preismonopol für rezeptfreie Präparate gefallen sind, überbieten sich Orts-Apotheker und Internethändler mit Sonderangeboten, Rabatten und Bonusgutschriften. Eine Packung mit 20 Aspirin C Brausetabletten kostet bis zu 6,90 Euro, man kann sie aber auch schon für 5,41 Euro bekommen. Voltaren Schmerzgel wird zwischen 7,88 und 10,93 Euro angeboten. Und das Allheilmittel Wobenzym N 800 gibt es für 84,35 Euro statt für 115,55 Euro. Die Preise können sich allerdings täglich ändern. Meist gewinnen Web-Apotheken wie DocMorris, die Europa Apotheek aus den Niederlanden, die Schweizer Apo AG oder das tschechische "Versandhaus für Gesundheit" beim Preisvergleich (weitere Angebote: siehe Kasten).
Web-Adressen: Medikamente online
Anbieter von günstigen Medikamenten im Internet.
Ausländische Versandhändler, bei denen man auch bei rezeptpflichtigen Mitteln sparen kann:
www.apo.ag
www.docmorris.com
www.europa-apotheek.com
www.vfg.ag (tschechische Packungen mit Beipackzettel in deutscher Sprache) Deutsche Versandhändler, die Rezeptfreies günstig liefern:
www.sanicare.de
www.mycare.de (besonders für Diabetiker)
www.msserviceapotheke.de (für MS-Kranke)
www.apothekefuerdenmann.de (für Männer).
Aber auch deutsche Apotheker gehen online. Mehr als 600 von ihnen haben inzwischen eine Genehmigung für den Tablettenversand. Und neben vielen traditionellen Orts-Apothekern setzen pharmaziegeschulte Großunternehmer wie Johannes Mönter von "Sanicare" oder Christian Buse von "MyCare" auf das Online-Geschäft. Der Pharmahandel-Fachmann Jens Apermann hat sich auf männliche Befindlichkeitsstörungen spezialisiert: Seine "Apotheke für den Mann" liefert diskret ein breites Sortiment von Potenz- und Prostatamitteln ins Haus. Die Ware wird innerhalb von zwei bis sechs Tagen an die gewünschte Adresse geliefert. Bei Großeinkäufen kostenlos, Bestellungen unter 40 bis 50 Euro kosten etwa vier bis fünf Euro Porto. Reicht man ein Kassenrezept ein, liefern die meisten Web-Apotheken portofrei. Denn in den gesetzlichen Festpreisregeln rezeptpflichtiger Medikamente stecken noch satte Gewinnmargen: Deutsche Apotheker dürfen bei jeder Medikamentenschachtel, die sie über die Theke schieben, drei Prozent auf den Bezugspreis aufschlagen und weitere 8,10 Euro Beratungsgebühr, wovon zwei Euro an die Krankenkassen gehen.
Bisher halten sich auch ausländische Internethändler freiwillig an die Einheitspreise der deutschen Arzneimittel-Preisverordnung. Aber sie locken mit Zusatz-Bonbons: Entweder erlassen sie die halbe Rezeptgebühr, gewähren drei Prozent Bonus auf den Warenwert bis 15 Euro oder schreiben dem Kunden die Praxisgebühr gut. Mit dem Guthaben kann man dann verordnungsfreie Produkte kaufen. Der Medikamentenmarkt mit einem Jahresumsatz von 32 Milliarden Euro weckt auch im artfremden Handel Begehrlichkeiten. Viele Handelsketten warten nur darauf, dass bei weiteren Gesundheitsreformen das so genannte Fremdbesitzverbot fällt. Dann dürften nicht nur studierte Pharmazeuten Apotheken betreiben, auch Supermärkte, Einkaufsgenossenschaften und Großhändler könnten Pillen verkaufen. EinWeb-Adressen: Medikamente online Anfang ist schon gemacht: Karstadt kooperiert mit dem Versandhändler MyCare. Und der DM-Drogeriemarkt testet die Zusammenarbeit mit der holländischen Europa Apotheek; Patienten können ihre Arzneimittel günstig in acht grenznahen DM-Filialen ordern und 72 Stunden später dort abholen. Sogar das Online-Kaufhaus Ebay bietet jetzt im Bereich "Beauty und Gesundheit" rezeptfreie Medikamente an. Erstmals bei Ebay dürfen in einer geschlossenen Verkäufergruppe zugelassene Apotheker rezeptfreie Produkte anbieten. Um Aspirin oder Hautcreme kann gefeilscht werden. Auch Medizinfuchs-Gründer Müller-Dombois träumt vom großen Geschäft. Mit seiner Preisvergleichs-Datenbank verdient er wie die Betreiber der Suchmaschine Google an Werbeeinnahmen und an der "Klick-Gebühr" von zehn Cent, die jedes Mal für einen preisgünstigen Versandhändler fällig wird, wenn sich ein Nutzer von Medizinfuchs.de zu ihm lotsen lässt. Der Jungunternehmer ist optimistisch: "Bei den vielen Schnäppchenjägern sollte mein Businessmodell ein Erfolg werden."