Beruf Die Angst der Väter vor dem Karriereknick

Wenn Väter wegen ihrer Kinder weniger Zeit am Arbeitsplatz verbringen wollen, sind Konflikte mit dem Arbeitgeber häufig vorprogammiert. Aus Angst im Job den Anschluss zu verlieren stecken deshalb viele Väter zurück - und leiden.

Als der kleine Ole seine ersten Schritte gemacht hat, war Jörg Rohwedder dabei, obwohl er berufstätig ist. Seit der Geburt des Sohnes vor einem Jahr arbeitet der 38-Jährige vor allem von zu Hause aus. Zusätzlich hat der Geschäftsführer einer Stiftung seine Arbeitszeit reduziert. Unterstützt hat ihn dabei der Hamburger Verein "Vaeter", der Männer berät, die Beruf und Familie vereinbaren wollen. An diesem Mittwoch (25.) diskutieren in Hamburg Experten auf Einladung der Handelskammer über dieses Thema.

Angst vor Mobbing

Wenn Väter wegen ihrer Kinder weniger Zeit am Arbeitsplatz verbringen wollen, führt das aus Sicht von "Vaeter"-Geschäftsführer Volker Baisch häufig zu Konflikten: "In vielen Betrieben gibt es noch keine Kultur, Arbeit und Beruf zu vereinbaren." Entsprechend zögerten viele Väter, ihre Vorgesetzten nach den Möglichkeiten der Elternzeit - früher Erziehungsurlaub - zu fragen. "Da gibt es noch sehr viel Angst, um die Karriere oder sogar vor Mobbing", sagt Baisch.

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Mehr Informationen finden Sie auf der Homepage des Vereines Vaeter.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kamen auch Fachleute Anfang Januar bei einer Tagung in Frankfurt. "Vor allem karriereorientierte Männer überlegen sich drei Mal, ob sie mit so einem Wunsch auf ihre Vorgesetzten zugehen", sagte die Abteilungsdirektorin Chancengleichheit der Commerzbank, Barbara David. Die Vorstandsbeauftragte des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport AG, Martina Rost ergänzte: "Wir spüren die Angst vor Entlassung, Repressalien und so weiter ständig in unseren Gesprächen zu diesem Thema."

Mehr Familienförderung

Die aktuelle politische Diskussion in Berlin könnte zu einem Bewusstseinswandel beitragen. Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU) jedenfalls begrüßt die Debatte, die sich unter anderem um die steuerliche Absetzbarkeit von Betreuungskosten für kleine Kinder und die Abschaffung von Kindergartengebühren dreht. "Es ist gut, dass nun alle über die Ziele der Familienförderung reden", sagte die Ministerin. Von der Leyen will das Rollenverständnisses von Männern verändern. "In Deutschland ist eine Veränderung in der Väter- und Männerrolle, hin zu einem tatsächlich gleichberechtigten Partner, überfällig", sagte sie vor ihrem Amtsantritt.

Für viele Männer sei die Vaterrolle schon jetzt wichtiger als ihr Beruf, sagt Baisch. "Die neue Vätergeneration will es anders machen als ihre Vorgänger." Doch das Ziel, Beruf und Familie zu vereinbaren, scheitere nicht selten häufig an praktischen Schwierigkeiten. Besonders häufig äußerten Väter die Sorge, nicht ausreichend zu verdienen, wenn sie ihre Arbeitszeit reduzierten. Viele Männer fragten aber auch nach Tipps, wie sie sich im Gespräch mit ihrem Chef am besten verhalten. Die Zahl der Anfragen an die vier Jahre alte Beratungsstelle, damals die erste ihrer Art bundesweit, habe spürbar zugenommen, sagt Baisch. Auch der Hamburger Senat honoriert die Arbeit - inzwischen mit 50.000 Euro jährlich.

Sorge um sinkendes Einkommen

Rohwedder hat bei der Beratungsstelle unter anderem den Rat bekommen, seine Arbeitszeit nur allmählich zu reduzieren, um die Umstellung zu erleichtern. Den Anstoß dazu hatte allerdings seine ebenfalls berufstätige Frau gegeben. Sie hatte eine Schwangerschaft an die Bedingung geknüpft, dass die Eltern die Erziehung gerecht aufteilen. Rohwedder: "Ich will ehrlich sein: Es hätte mir besser gefallen, wenn ich es nicht hätte machen müssen." Angst vor einem Karriereknick habe er aber nicht: Die Arbeit, die er wegen der Kindererziehung nicht schaffe, könne er später nachholen - der kleine Ole dagegen macht seinen ersten Schritt nur einmal.

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Stefan Waschatz/DPA

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