Viele Ärzte in Krankenhäusern leiden nach Kenntnis der Ärztekammer Nordrhein unter Mobbing - vor allem durch ihre Chefs. «Mobbing ist in Kliniken stark verbreitet - das liegt auch an den traditionellen strikt hierarchischen Strukturen», sagt Brigitte Hefer, Mobbing-Beauftragte der Ärztekammer, der in Essen erscheinenden «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung WAZ» (Dienstag-Ausgabe).
Studien belegten, dass 2000 Ärzte im nordrheinischen Gebiet einmal in ihrer Laufbahn unter Mobbing zu leiden haben. Am Mobbing-Telefon der Kammer viel häufiger ältere Oberärzte als junge Ärzte Rat und Hilfe. «Junge Leute können zu einer anderen Klinik fliehen, über 50-jährige Oberärzte meist nicht mehr», meinte Hefer.
Hilfe wird erst sehr spät gesucht
Gemobbt wird auf vielfältige Weise: Ein fachlich versierter Oberarzt darf heikle Operationen nicht mehr ausführen oder er muss stets Ostern und Silvester Dienst schieben. «Die Betroffenen leiden meistens sehr lange, ehe sie sich bei uns melden - im Schnitt drei Jahre.» Hilfe sei dann kaum noch möglich.
Die Ärztekammer versucht deshalb, Mobbing in Kliniken vorzubeugen. Ziel seien klare Regeln für Dienstpläne, Urlaub, Fortbildung und Dienstreisen. «Man muss den Chefs das Druckmittel nehmen, beliebig zu strafen», sagt Hefer. Der Beitrag wurde dpa vorab in redaktioneller Fassung übermittelt.