Mit den winterlichen Tiefs kommen die Depressionen. Es regnet im Paradies, die Touristen sind weg, die Restaurants geschlossen, die Betten klamm. Von irgendwoher ist eine kranke Ziege über die Mauer gestiegen und im Garten verreckt. "No", sagt der Agronom von nebenan und kratzt sich den Kopf: Das Viech habe er nie gesehen, das gehe ihn nichts an. Er sagt es in seiner Landessprache, noch dazu im Dialekt. Und schon ist es wieder da, das "Ach wärst du doch in Düsseldorf geblieben"-Gefühl.
Fremd ist der Fremde auch in der gekauften Heimat
Denn fremd ist der Fremde nicht nur in der Fremde, sondern auch im gekauften Traum des Südens. Speziell dann, wenn er im Dorfladen gerade noch Brot, Butter und Wein im lokalen Idiom radebrechen kann, während sich die Eingeborenen über die letzten Sterbefälle, Hochzeiten und das Fehlen jeglicher Moral bei den Nachgeborenen austauschen. Was deutsche Politiker von Beckstein bis Schily bei "unseren ausländischen Mitbürgern" jederzeit anmahnen, gilt in der neuen Heimat auch für den Zugereisten aus Deutschland: Sprache sprechen, Menschen begreifen und ein bisschen von der fremden (Leit-)Kultur zu erfahren wäre nicht schlecht. Und das alles am besten vor dem Umzug.
Für die Sprache gibt es Volkshochschulkurse, CDs und Bücher - wobei im Falle toter Ziegen im Vorgarten und ähnlicher Schicksalsschläge die Reihe "Italienisch (Spanisch, Englisch, Französisch), wie es nicht im Wörterbuch steht" von Bastei/Lübbe hilfreich ist. In ihr finden sich landestypische Redewendungen und Kraftausdrücke, die dem normalen Reisenden meist fremd bleiben, einen Dialog oft aber erst zum Gespräch machen. Die in vielen deutschen Städten etablierten Kulturinstitute bieten mehr: außer Sprachkursen auch Diskussionen, Vorträge, Lesungen und Filmabende über die von ihnen repräsentierten Länder. Fast alle haben auch Bibliotheken.