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Interview mit Frank Thelen "Höhle der Löwen"-Juror: "Start-ups sind eine Droge, von der ich nicht runterkomme"

Frank Thelen schreckt nicht davor zurück, Ideen der "Höhle der Löwen"-Kandidaten in der Luft zu zerreißen. Der Unternehmer investiert schon sein Leben lang in Start-ups. Im Interview verrät er, was Gründer können müssen und warum ein Deal im letzten Jahr scheiterte.
Von Alica Müller

Er ist einer der härtesten Juroren in der Vox-Start-up-Show "Die Höhle der Löwen". Frank Thelen kennt sich aus in der Gründerszene: Seit mehr als zwanzig Jahren gründet und investiert er in Start-ups. Sein erstes Unternehmen startete er mit 18, im Jahr 2000 stand er auch schon am Rande einer Privatinsolvenz. Thelen weiß also, wie riskant eine Unternehmensgründung sein kann. 

Herr Thelen, was müssen Gründer mitbringen, damit Sie investieren?

Ein Unternehmen aufzubauen ist extrem hart, nichts funktioniert einfach so. Ein Gründer muss seinen Markt kennen. Jedes Start-up kommt in Grenzbereiche, in denen es kurz vor dem Tod steht. Ich muss in den Unternehmern eine Gründer-DNA, einen Killer-Instinkt sehen. Die Gründer werden Glas fressen müssen, das ist kein Witz. Die meisten schaffen es nicht, ein Start-up aufzubauen. 

Was ist der größte Fehler, den man machen kann, wenn man Sie unternehmerisch ins Boot holen will?

Unehrlich sein. Stories aufblasen, die in sich selbst zusammenbrechen. Wenn man eine Frau ist, die gerne Handtaschen kauft und deshalb glaubt, man kann einen erfolgreichen Handtaschen-Shop aufbauen – dann ist das ein Fehler. Es kann nicht klappen, wenn man sich den Markt nicht angesehen hat, keine Kalkulationen oder Tests gemacht hat. Der schlimmste Fehler ist eine undurchdachte, nette Idee, auf die man einfach Lust hat.  Sowas zerreiße ich in der Luft, da werde ich böse.

Im letzten Jahr sind einige Deals nach der Sendung doch noch geplatzt, zum Beispiel der mit dem indischen Tiefkühlkost-Hersteller Vepura. Woran lag das?

Vepura war ein Familienunternehmen, das keine marktüblichen Wagniskapital-Verträge unterzeichnen wollte. Wenn wir investieren, dann kann es nicht sein, dass der Gründer sich zum Beispiel scheiden lässt und dann auf einmal 25 Prozent des Unternehmens der Frau gehören – man braucht also einen Ehevertrag. Wenn das Unternehmen nach sieben Jahre nicht mehr funktioniert, dann müssen wir auch gemeinsam verkaufen können. Das haben die Gründer nicht akzeptiert und deshalb haben wir uns darauf geeinigt, dass das keinen Sinn macht.

Sie haben es selbst schon gesagt: Die Start-up-Szene ist hart. Was reizt sich nach all den Jahren immer noch daran?

Auf Englisch würde man sagen: "To kick ass." Es macht mir einfach Spaß, neue Technologien zu pushen. Den Großen zu zeigen, dass man auch mit kleinen Teams liefern kann. Die Gründerteams sind oft besser als ich, energiegeladener. Man denkt aber immer wieder: "Verdammt, wir können das gar nicht schaffen", und ab und zu funktioniert es dann doch. Das ist ein Adrenalinkick, eine Droge, von der ich so schnell nicht runterkomme.

Gab es Momente, in denen sie dachten "Ich mache nicht weiter, ich schaffe das nicht"?

Jeden zweiten Tag. Als Gründer hat man immer den besten oder den schlechtesten Tag seines Lebens. Das ist ein hoch emotionales Auf und Ab.

Wenn Sie alle Mittel der Welt hätten und keinen Erfolgsdruck, welches Produkt würden Sie dann gerne mal erfinden wollen?

Autos faszinieren mich. Die deutsche Autoindustrie hat einiges verschlafen, das macht mich traurig. Aber man braucht für die Branche sehr viel Kapital und Intelligenz. Ich würde alles stehen und liegen lassen, um das deutsche Auto der Zukunft zu bauen, das auch in zwanzig Jahren noch Arbeitsplätze sichert. 

Herzlichen Dank für das Interview, Herr Thelen.

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