Einzelhandel Handel erlebt schlimmsten Umsatzeinbruch seit 1945

2002 war für den Einzelhandel ein Horrorjahr: Nach einem Umsatzminus von 3,5 Prozent droht jetzt das Aus für 30.000 Arbeitsplätze - und keine Trendwende ist in Sicht.

Der Einzelhandel hat 2002 den bislang schwersten Umsatzeinbruch seit Bestehen der Bundesrepublik erlebt. Die Zurückhaltung der Verbraucher führte dazu, dass der Jahresumsatz um 3,5 Prozent auf 365 Milliarden Euro absackte. "Das ist der stärkste Rückgang in der Nachkriegsgeschichte", sagte der Sprecher des Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, am Donnerstag in Berlin. Rund 30.000 Arbeitsplätze gingen verloren. Ein Ende des Stimmungstiefs ist nicht in Sicht.

Dass die düsteren

Prognosen für 2002 noch übertroffen wurden, lag laut HDE vor allem an den unerwartet hohen Umsatzeinbußen in den Monaten November und Dezember, die traditionell vom Weihnachtsgeschäft bestimmt werden. Nach den Ergebnissen des HDE-Panels, der die Antworten von rund 1.000 Betrieben enthält, gingen die Umsätze im November um 4,7 Prozent und im Dezember sogar um 5,8 Prozent zurück. Dabei waren schon im Vergleichsmonat Dezember 2001 spürbare Umsatzeinbußen registriert worden.

Ursache für

den Einbruch war nach Einschätzung des HDE das anhaltende Stimmungstief der Verbraucher. Darin hätten sich die schwache Konjunktur, die hohe Arbeitslosigkeit, aber auch der Frust der Bevölkerung über die zum Jahreswechsel wirksamen Abgaben- und Steuererhöhungen widergespiegelt, hieß es. Eine Trendwende scheint nicht in Sicht.

Discounter sind die Gewinner des Jahres

Besonders hart waren die Rückschläge für selbstständig geführte Fachgeschäfte (minus 6,3 Prozent Umsatz), Kauf- und Warenhäuser (minus fünf Prozent), die im Stil von Fachgeschäften geführten Filialsysteme und Supermärkte (jeweils minus 4,4 Prozent). Der Lebensmittelhandel verlor zwar nur 0,6 Prozent, viele Verbraucher wechselten aber zu billigeren Discountern wie etwa Aldi, Lidl oder Plus. Diese zählten laut HDE mit einem Umsatzplus von zehn Prozent zu den "Gewinnern des Jahres".

Discounter haben

ein viel kleines Sortiment als Supermärkte und konzentrieren sich oft auf preiswerte Eigenmarken. Zweiter Gewinner waren Bekleidungsketten wie Hennes & Mauritz (H&M) oder Zara, die von der Produktion bis zum Handel alles in einer Hand behalten und damit besonders schnell auf neue Trends reagieren können. Auch sie konnten ihren Umsatz laut HDE stabilisieren oder sogar ausbauen.

Der Verbraucher habe

damit den Strukturwandel im Einzelhandel nochmals beschleunigt, erklärte der Hauptverband. Verlierer seien die älteren Vertriebstypen gewesen. "Es muss Acht gegeben werden, dass nicht Vertriebstypen aus dem Markt gedrängt werden, die schon bald in einem veränderten Umfeld wieder dringend gebraucht werden", warnte der HDE.