Italien muss für die Aufnahme neuer Schulden weiterhin einen hohen Zinssatz schultern: Bei der Ausgabe zehnjähriger Staatsanleihen am Donnerstag lag der Zinssatz, den die Investoren verlangten, nur knapp unter den als kritisch gesehenen 7,0 Prozent. Italien gab am Donnerstag Anleihen mit Laufzeiten von zehn und drei Jahren aus. Damit wollte der Staat eigentlich bis zu 8,5 Milliarden Euro einnehmen - die Investoren nahmen aber nur Papiere im Gesamtwert von 7,0 Milliarden Euro ab.
Die Zinsen für zwei verschiedene Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren lagen einmal bei 6,98 Prozent - eine Verbesserung gegenüber Ende November, als die Investoren bei einer ähnlichen Auktion noch 7,56 Prozent verlangt hatten. Für das andere zehnjährige Papier verlangten die Investoren 6,70 Prozent Zinsen - im Oktober waren es noch 5,77 Prozent gewesen.
Die Zinsen für die italienischen Staatsanleihen mit Laufzeiten von drei Jahren dagegen gingen im Vergleich zum November zurück. Für diese Papiere verlangten die Investoren 5,62 Prozent. Ende November waren es noch 7,89 Prozent gewesen.
Italien, die drittgrößte Wirtschaftsmacht in der Euro-Zone, ist mit rund 1900 Milliarden Euro hoch verschuldet. In diesem Jahr musste die Regierung insgesamt 430 Milliarden Euro an den Märkten aufnehmen. Im kommenden Jahr werden es 450 Milliarden Euro sein - mehr als die Hälfte davon in den ersten vier Monaten des Jahres. Analysten werten den Ausgang dieser Schuldenaufnahme als entscheidend für das Überleben des Euro.
Schlechte Stimmung
Die italienischen Unternehmer gehen mit großer Skepsis ins neue Jahr. Ihre Stimmung trübte sich im Dezember deutlicher ein als erwartet und rutschte auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren. Die Auftragslage der Firmen verschlechterte sich ebenso wie die Aussichten. Wegen der Wirtschaftsflaute drohen Steuerausfälle. Die EU-Kommission traut der drittgrößten Volkswirtschaft im Euro-Raum 2012 nur ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent zu. Die OECD erwartet sogar ein Minus von 0,5 Prozent.
Ministerpräsident Mario Monti will die lahme Wirtschaft seines hoch verschuldeten Landes mit einem umfangreichen Reformpaket ankurbeln. Spätestens Ende Januar werde seine Regierung ein Wachstumspaket aus Liberalisierungen sowie Reformen im Sozialwesen und auf dem Arbeitsmarkt präsentieren, kündigte Monti am Donnerstag auf einer Pressekonferenz zum Jahresende an. Die Verabschiedung des Milliarden-Sparpakets namens "Rette Italien" in der vergangenen Woche sei seine erste Pflicht gewesen. Der zweite Akt müsse nun ein "Wachse Italien"-Paket sein, um eine der schwächsten Volkswirtschaften der Euro-Zone wieder auf Trab zu bringen.