Fischertechnik Bizarrer Streit in der Dübel-Dynastie

von Oliver Wihofszki
Der 87-jährige Artur Fischer, Erfinder der Fischer-Dübel, gewinnt vor Gericht gegen seine Tochter. Sie darf ihn nicht mehr als Wolf, Hai oder Schwein bezeichnen.

Deutschlands erfolgreichster Erfinder und Tüftler ist kein Hai, kein Schwein und auch kein Wolf. Sein Sohn ist ebenfalls keines dieser Tiere und außerdem kein Idiot, dessen Ehefrau in seiner Abwesenheit fremdgeht. Das hat das Landgericht Heilbronn am Donnerstag bereits zum zweiten Mal entschieden.

Hinter den Tiernamen und Beleidigungen verbirgt sich ein erbitterter Streit in der Familie von Artur Fischer, dem 87-jährigen Unternehmer und Erfinder der Fischer-Dübel. Seine Tochter, Margot Fischer-Weber, kämpft seit Jahren gegen ihren Vater und ihren Bruder Klaus Fischer, den jetzigen Chef und Inhaber der Fischer-Unternehmensgruppe. Sie fühlt sich um ein millionenschweres Erbe betrogen und gedemütigt.

"Vertrag nicht verstanden"

Die Unternehmensgruppe Fischer aus Waldachtal im Schwarzwald machte zuletzt fast eine halbe Milliarde Euro Jahresumsatz mit Dübeln, als Autozulieferer oder mit Fischertechnik-Spielzeug. Im Kern glaubt Fischer-Weber, dass sie 1984 beim Abschluss eines Erbvertrages aus der florierenden Gruppe gedrängt wurde, ohne vom Notar über die Folgen des Vertrages unterrichtet worden zu sein. Fischer-Weber ist seit Geburt schwerhörig und habe den Notar beim Vorlesen des Vertrages nicht verstanden, so ihre Darstellung. Vater und Bruder haben am Donnerstag vor Gericht durchgesetzt, dass sie diese Behauptungen unterlassen muss.

Im Internet hat Fischer-Weber den Familienzwist mit Karikaturen, eigenen Texten und den juristischen Briefwechseln öffentlich gemacht. Dort waren dann auch die Tiernamen zu lesen, die sich Vater und Bruder ebenfalls nicht länger gefallen lassen wollten. Bereits im August 2006 bekamen die beiden Männer recht. Im Hauptsacheverfahren wurde das erste Urteil bestätigt: "Verunglimpfung von Angehörigen im Internet ist weiterhin unzulässig", teilte das Landgericht Heilbronn mit.

Artur Fischer, der mit rund 1100 Patenten als einer der erfolgreichsten Erfinder der Welt gilt, äußert sich fast nie zum Streit mit seiner Tochter. Auch am Donnerstag gab es keinen Kommentar. Bei der Urteilsverkündung in Heilbronn waren lediglich eine Anwältin von Fischer-Weber und einige Journalisten anwesend. "Das ging sehr trocken zu", sagte ein Richter. Fischer-Weber hatte allerdings bereits angekündigt, bei einer Niederlage die nächste Instanz anzurufen. Das traurige Familiendrama wird also weitergehen.

FTD