Konjunkturprogramm USA starten "Mission Abwracken"

Deutschland hat sie erfunden, nun gibt es sie auch in den USA: Die US-Regierung vergibt ab jetzt für die Verschrottung alter Autos eine Prämie - bis zu 3165 Euro. Doch Experten kritisieren das amerikanische Modell als zu kompliziert, mickrig und unwirksam.

Die US-Regierung hat eine Abwrackprämie eingeführt. Das "Cash for Clunkers" (etwa: "Kohle für Klapperkisten") genannte Programm mit einem Umfang von einer Milliarde Dollar (etwa 700 Millionen Euro) steht unter Aufsicht des Transportministeriums. Wer die bis zu umgerechnet 3165 Euro Unterstützung erhalten will, muss ein Auto abgeben, das unter anderem nicht älter als 25 Jahre ist, nicht nach 2001 gebaut wurde und beim Verbrauch nicht günstiger als 18 Meilen pro Gallone liegt - das entspricht 13 Litern je 100 Kilometer.

Die Regierung schätzt, dass durch das Programm bis zu 220.000 neue, umweltfreundlichere Autos gekauft werden. Experten erwarten dagegen keine große Hilfe für den schwächelnden amerikanischen Automarkt. Sie kritisieren die Vorbedingungen des Programms als zu schwer verständlich, den Umfang als zu gering und die Dauer des Angebots bis zum 1. November als zu kurz. Der Kongress hat zusätzliche Gelder nicht ausgeschlossen.

Harm Bandholz, Ökonom der Unicredit in New York, kritisiert die US-Abwrackprämie als "Strohfeuer" und fürchtet sogar negative Effekte: "Das Programm kommt zu spät", warnt er.

"Das Hauptrisiko für die US-Konjunktur besteht jetzt in einem w-förmigen Aufschwung: Das Wachstum wird im zweiten Halbjahr etwas überschießen, weil dann die Lagerbestände abgebaut sind und staatliche Stimulusprogramme greifen werden. Im ersten Halbjahr 2010 wird es dann aber umso schwächer ausfallen. Genau diese Bewegung würde durch die Abwrackprämie noch verstärkt."

US-Automarkt braucht Impulse

Bis 2007 war der Automarkt in den USA auf hohem Niveau über Jahre gewachsen und hatte zuletzt ein Volumen von mehr als 16 Millionen Neuwagen erreicht. Nach dem Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2008 brach der Absatz dann kräftig ein, der Gesamtmarkt schrumpfte im letzten Jahr auf gerade noch 13 Millionen Fahrzeuge. Für dieses Jahr rechnet die Branche mit einem weiteren, schmerzhaften Rückgang: auf zehn Millionen Neuwagen.

Als Vorbild für "Cash for Clunkers" gilt die deutsche Abwrackprämie. Diese war vor ihrer Einführung ebenfalls umstritten - gilt nun unter vielen Ökonomen aber als Erfolg. Beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gingen bis zum 13. Juli etwa 1,7 Millionen Anträge ein.

In Deutschland war zuerst eine Abwrackprämie mit einem Umfang von 1,5 Mrd. Euro vorgesehen. Aufgrund der großen Nachfrage auf die Verschrottungssumme von je 2500 Euro wurde der Betrag auf 5 Mrd. Euro erhöht. Diese Summe wird vermutlich vor Jahresende ausgeschöpft sein. Die Bundesregierung lehnt eine erneute Aufstockung aber ab.

FTD