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Parteitag in Soest Junge Union NRW lehnt Klimademos ab und zeigt, dass sie alles ist – nur nicht jung

Fahnen mit dem Logo der Jungen Union (JU)
Fahnen mit dem Logo der Jungen Union (JU)
© Monika Skolimowska / Picture Alliance
Die Junge Union (JU) NRW hat auf ihrem Parteitag in Soest zwar mehr Engagement für Klimaschutz gefordert. Gleichzeitig lehnt die Jugendorganisation der Union aber Klimademos ab. Damit zeigt die JU, dass sie alles ist – nur nicht jung, findet unser Autor.

Es klingt zunächst so, als habe die Junge Union (JU) NRW im Gegensatz zur "großen" Union verstanden, was die jungen Menschen in diesem Land bewegt: Auf ihrem Parteitag in Soest am Samstag forderte die gemeinsame Jugendorganisation der CDU/CSU noch mehr Engagement für Klimaschutz. Die 300 Delegierten verabschiedeten ein Paket mit konkreten Klimaschutzplänen. Darin heißt es unter anderem, dass Sanierungen von Altbauten bezuschusst werden sollen, berichtet der WDR.

Die JU NRW setzt auf Anreize statt Verbote. Der Bundesvorsitzende Tilman Kuban sagte dazu: "Wir wollen nicht die Menschen verändern wie die Grünen, sondern die Menschen motivieren, umweltgerecht zu handeln." Die richtige Antwort auf den Klimawandel sei deshalb Innovation – und nicht Bevormundung. Mit anderen Worten: Die jungen Leute in der Union haben offenbar doch nicht verstanden. Sie sind für ein klimapolitisches "Weiter so".

Klimapolitik: Es braucht ein Umdenken

Denn: Nichts anderes bedeutet es, wenn die JU NRW eine Art Abwrackprämie für die Umwelt fordert – und Anreize und Innovationen für sinnvoller als Verbote hält. Dabei lässt sich natürlich darüber streiten, ob letzteres wirklich förderlich ist, Deutschlands mittel- und langfristige Klimaziele zu erreichen. Aber im Hinblick auf die verpassten Klimaziele für 2020 ist es jedoch fraglich, sich gänzlich gegen Verbote auszusprechen.

Das verpasste Ziel hat eindrucksvoll gezeigt, dass Deutschland mehr tun muss, um zumindest seine Ziele für 2030 zur CO2-Reduktion zu erreichen. Zuschüsse für Heizungen, neue Fenster oder Dämmungen alleine werden den CO2-Austoß nicht reduzieren. Stattdessen braucht es ein Umdenken. Es braucht radikalere Forderungen, um auch der jüngeren Gesellschaft zu zeigen: Wir haben euch gehört. Wir nehmen euch ernst. Wir sind gegen ein "Weiter so".

Und das ist eigentlich die Aufgabe einer Jugendorganisation, den älteren Parteimitgliedern zu zeigen, welche politischen Themen der jüngeren Generation besonders wichtig sind. Das muss gar nicht heißen, alle Forderungen von Greta Thunberg umzusetzen. Allerdings sollte man zumindest der eigenen Partei ins Gewissen reden, dass die aktuellen Beschlüsse und Forderungen nicht ausreichen.

Die Junge Union NRW ist alles – nur nicht jung

Stattdessen aber forderte der Landesvorsitzende der Jungen Union Florian Braun auch noch die Schüler der "Fridays for Future"- Bewegung auf, zurück zum Unterricht zu gehen – anstatt auf der Straße zu demonstrieren. Er sagte beim NRW-Tag: "Wir leben in Frieden und Freiheit, wir leben in Wohlstand, wir leben mit besten Bildungsmöglichkeiten." Das "wertvolle Geschenk namens Bildung" sollten die Schüler nicht verschwenden.

Das klingt eher nach Christian Lindner als nach jungen Politikern. Der FDP-Chef sagte vor wenigen Monaten auch, dass Schüler nicht während der Schulzeit gegen den Klimawandel protestieren sollten – und Klimaschutz eine "Sache für Profis" sei. Junge Wähler gewinnt man so nicht. Das zeigt nicht zuletzt eine Umfrage des Markt- und Sozialforschungsinstituts Sinus. Demnach haben mehr als zwei Drittel der 14- bis 24-Jährigen in Deutschland große Angst vor dem Klimawandel. 69 Prozent der Befragten sehen beim Thema Klimaschutz die Politik und Parteien in der Verantwortung. Und auch das Ergebnis der Europawahl bei den unter 30-Jährigen spricht Bände: Von denen hatte mehr als jeder dritte Wähler sein Kreuz bei den Grünen gemacht.

Insofern stellt sich die Frage, wofür das Jung in der Jungen Union überhaupt steht – wenn sich sich die Junge Union NRW zwar für mehr Engagement in Sachen Klimaschutz ausspricht, gleichzeitig aber die "Fridays for Future"-Demos kritisiert. Es hinterlässt den Eindruck, als seien die wenig verbliebenden jungen Menschen in der Union eine Minderheit der jüngeren Gesellschaft. Kurzum: Mit jung hat das Jung in Junge Union (zumindest das der JU NRW) offenbar wenig bis nichts zu tun.

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