Drei Jahre nach der Pleite des größten europäischen Möbelherstellers Schieder hat die Staatanwaltschaft gegen Firmengründer Rolf Demuth und mehrere Mitarbeiter Anklage wegen Betruges und Bilanzfälschung erhoben. Die Bielefelder Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftsstrafsachen wirft den Angeklagten vor, Bilanzen gefälscht zu haben, um an Kredite zu kommen. Den entstandenen Gesamtschaden beziffert die Staatsanwaltschaft auf mindestens 234 Millionen Euro.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft, besteht der hinreichende Verdacht, dass die Angeklagten mindestens ab dem Geschäftsjahr 2003/2004, wahrscheinlich aber auch schon früher, Konzernabschlüsse in der Schieder-Gruppe manipulierten, etwa in dem sie Lagerbestände überbewerteten. Dadurch sollte der Behörde zufolge aktuellen und potenziellen Kredit- und Kapitalgebern die bereits seit Jahren andauernde Verschlechterung der wirtschaftlichen Ergebnisse der Schieder-Gruppe verborgen bleiben.
In den Konzernjahresabschlüssen der Jahre 2004/2005 und 2005/2006 soll so das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um mindestens 19,9 beziehungsweise 30,2 Millionen Euro zu hoch ausgewiesen worden sein. Diese Zahlen sollen dann Grundlage für den Verkauf von Genussscheinen und die Aufnahme von Krediten in einer Gesamthöhe von 346 Millionen Euro gewesen sein.
Firmengründer Demuth wirft die Staatsanwaltschaft besonders schweren Betrug in vier Fällen mit einem Gesamtschaden von 234 Millionen Euro, Beihilfe zur Bilanzfälschung in zwei Fällen und Kreditbetrug vor. Zwei ehemaligen Geschäftsführern werden außerdem Bilanzfälschung und besonders schwerer Betrug vorgeworfen. Ein ehemaliger Leiter der Finanzabteilung muss sich wegen des Verdachts der Beihilfe verantworten.
Schieder-Gründer Demuth und der langjährige kaufmännische Geschäftsführer Heinrich Griem waren bereits am 04. Juni 2007 zusammen mit zwei ehemaligen Verantwortlichen der Unternehmens-Gruppe festgenommen worden und hatten sich bis November 2007 beziehungsweise März 2008 in Untersuchungshaft befunden.
Das Verfahren gegen den 72-jährigen Griem, der fast 30 Jahre kaufmännischer Geschäftsführer verschiedener Unternehmen des Konzerns war, wurde aufgrund seines Gesundheitszustandes abgetrennt.