Öko-Bilanz Gut fürs Klima, schlecht für den Mensch

Das Heizen mit Holz ist gut für den Klimaschutz. Aber Holz-Pellets werden immer teurer. Deshalb setzen viele auf Hackschnitzel. Doch was gut für das Klima ist, ist noch lange nicht gut für den Menschen.

Im Bio- und Gesundheitshotel "Gutshaus Stellshagen" hat die Inhaberin Gertrud Cordes alles auf Öko ausgerichtet: die strikt vegetarische Kost für die Gäste, die Einrichtung der Zimmer, und auch die Energie für das 100-Betten-Haus in Stellshagen in Mecklenburg-Vorpommern, eine halbe Fahrstunde von Wismar entfernt. Eine so genannte Holzhackschnitzelheizung erwärmt das Wasser für die Heizung. Für die Hotelierin ist das eine saubere Lösung. "Ich nutze die nachwachsenden Rohstoffe aus der Umgebung", sagt Gertrud Cordes. "Das Holz kommt aus den Nutzwäldern und den Weiden der örtlichen Landwirtschaftsbetriebe."

Das Holz wird geschreddert, ein Jahr lang getrocknet und anschließend in der Schnitzelheizung verfeuert. Eine kostengünstigere Lösung als die alternativen Holz-Pellets. Die pillengroßen Holzpresslinge erfreuen sich seit einiger Zeit wachsender Beliebtheit bei umweltbewussten Haushalten. Wegen der hohen Nachfrage ist deren Preis binnen einem Jahr um 40 Prozent gestiegen.

Gut für das Klima - aber nicht für den Menschen

Mit der Hackschnitzel-Variante ist Gertrud Cordes Selbstversorger – der Holzabfall kostet wenig. Und das Heizen mit Holz schont die Umwelt. Zumindest auf den ersten Blick. Denn beim Verbrennen wird, anders als bei Öl oder Kohle, nur jene Menge an umweltschädlichem Kohlendioxyd frei, die der Baum der Atmosphäre zuvor entnommen hat. Lässt man das Holz im Wald verrotten, wird durch den Fäulnisprozess das gespeicherte Kohlendioxyd ebenfalls freigesetzt. Der natürliche Kreislauf bleibt in der Summe neutral. Kohlendioxyd ist für den Treibhauseffekt verantwortlich, heizen mit Holz ist also gut für den Klimaschutz. Doch es ist nicht gut für den Menschen.

Denn Pellet- oder Holzhackschnitzelheizungen stoßen eine große Menge Feinstaub und Stickoxyde aus, hat das Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien herausgefunden. Institutsleiter Professor Manfred Neuberger sagt: "Diese Luftschadstoffe bewirken mehr Krankheitsfälle und auch vorzeitige Todesfälle durch Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen und Krebserkrankungen." In diesem Punkt seien die Holzheizungen wesentlich schlechter als herkömmliche Öl- oder Gasheizungen. Allgemeingut ist diese Erkenntnis noch nicht geworden: Der Staat fördert seit Jahren die Anschaffung einer Holzheizung mit einem finanziellen Zuschuss.

Joachim Reuter