Rudolph Karstadt eröffnete das Lübecker Haus 1884. Seine erste Filiale, drei Jahre nach dem Stammhaus in Wismar. Lübeck, das kann man so sagen, war das erste Anzeichen für den Erfolg eines Konzepts, das damals an der Küste erfunden wurde und sehr innovativ war: der Vollsortimenter. Alles in einem Haus, inklusive Gastronomie und Livebands zum Tanztee. Eine Institution, die Deutschland durch die prägenden Phasen seiner Geschichte begleitet hat: Kaiserreich, Weimarer Republik, Nazizeit, deutsche Teilung, Wirtschaftswunder, Wiedervereinigung.
Jetzt schließt das Haus, nach 140 Jahren. Am letzten Tag strömen Kunden ins Erdgeschoss, der einzigen Etage, die noch geöffnet ist und auf der die Mitarbeiterinnen verkaufen, was geblieben ist: Herren-Unterhosen in 5XL, Glückwunschkarten zum 100. Geburtstag, Knöpfe zu 5 Cent das Stück.
Manche der Kundinnen weinen. Andere suchen nach Schnäppchen an diesem letzten Tag, an dem die Rabatte auf bis zu 95 Prozent steigen. Und eine Schülerin wollte eigentlich nur die Toilette im Kaufhaus nutzen.