PORTRÄT Das Oliven- und Duft-Imperium

Erfolgsstory auf Provenzalisch: Nach dem weltweiten Siegeszug seiner Duftboutiquen L'Occitane schmiedet Olivier Baussan schon Pläne für neue Projekte.

»Nein, ich bin kein Geschäftsmann.« Olivier Baussan blickt verschmitzt durch seine runde Intellektuellen-Brille. »Ich will ein Universum schaffen, das zunächst einmal mit Poesie zu tun hat, mit Kreativität. Das macht mir Spaß.« Der 49-Jährige hat gut lachen. Erst hat der Sohn eines Schauspielers in der Haute-Provence mit Duftwassern und Naturseife aus dem Süden die Welt verwöhnt. Jetzt baut er im Reich der Sinne etwas Neues. »Oliviers & Co.« bietet in sechs Ländern ausgesuchtes Olivenöl mit Qualitätsgarantie und allem drum herum an. Und erste Restaurants »Tables Oliviers & Co.« wurden gerade in Brüssel, Paris und Forcalquier eröffnet. Weitere folgen.

Vorreiter der Bio-Waren

Die Erfolgsstory auf Provenzalisch begann in den siebziger Jahren. Mit einigem vorsintflutlichen Gerät in seinem alten 2CV macht sich Olivier Baussan auf, einen Trend zu kreieren. Er destilliert Lavendel und Rosmarin in kleine Flaschen und verkauft diese auf den Märkten der Provence. Dann kommt die Seifenproduktion dran. Der Einfall, die erste Boutique poetisch »L?Occitane« zu nennen, sichert den Erfolg. Geprägt von den wilden 60er Jahren, mit gleich gesinnten Mitarbeitern seines kleinen Betriebes in einer Art Kommune lebend und arbeitend, legt er so den Grundstein für eine größere Produktion. »Die Zeit war reif für natürliche Produkte - die Nachfrage nach Bio-Ware kam auf.«

Grenzenloses Geschäft mit Bioprodukten

An »L?Occitane« ist Baussan nach einigen Turbulenzen nur noch mit fünf Prozent beteiligt, sorgt jedoch weiterhin »für alles Kreative«. Mittlerweile von dem Österreicher Reinold Geiger geleitet, ist diese Boutiquen-Kette ein weltweiter Hit. 250 Boutiquen gibt es bereits, am Ende des Jahres sollen es allein in den USA 70 sein. Der Umsatz nimmt Jahr für Jahr um 50 Prozent zu. Im Jahr 2000 lag er bei 340 Millionen Franc (101,5 Mio DM/51,8 Mio Euro). Im Bio-Zeitalter scheint dieses Geschäft mit naturreinen Essenzen, Shampoos und Seifen grenzenlos.

Edle Oliven

Während »L?Occitane« mit den wohlriechenden Wassern der Provence den gesamten Planeten einparfümieren will, hat der naturverbundene Baussan, der kein Geschäftsmann sein mag, die Oliven entdeckt. Eine Mittelmeer-Reise zusammen mit Profi-Fotografen für eine Ausstellung über den Olivenbaum als mediterranes Symbol brachte ihn darauf: Von Andalusien über die Toskana bis nach Galiläa sollten die besten Öle mit AOC-Herkunftsbezeichnung herausgeschmeckt werden, um sie dann an die Fans der Olive zu verkaufen. Eine erste Boutique »Oliviers & Co.« eröffnete vor dreieinhalb Jahren auf der edlen Ile Saint-Louis in Paris. Heute sind es bereits 40 Boutiquen weltweit. Der Umsatz lag (2000) bei 30 Millionen Franc. 2001 sollen es etwa 50 Millionen sein.

Bedarf nach »reinen« Nahrungsmitteln

»Am Anfang war es nur eine Leidenschaft, ich war verrückt nach Olivenöl. Dann lief alles wie von selbst«, erzählt Baussan. »Die Nachfrage entwickelt sich mit der Qualität der Waren, und dies dürfte sich angesichts der Nahrungsmittel-Krisen mit BSE und so wohl kaum ändern.« Er kann es sich gut vorstellen, dass es eines Tages 100 Boutiquen »Oliviers & Co.« gibt und dazu 40 seiner Restaurants. Warum noch nicht in Deutschland? »Ich will das nicht alleine machen, habe also noch niemanden getroffen, der Partner sein könnte.« Romantisch fände es der passionierte Verwöhner des Gaumens, in Berlin präsent zu sein. »Bisher sind es aber die Amerikaner, die mehr Interesse haben.«

Als nächstes kommen Restaurants

Die allerjüngste Idee mit den Restaurants kam Baussan bei einem gemütlichen Beisammensein mit dem pensionierten Star-Koch Jean-Marie Meulien. »Ich war es leid, immer zu erzählen, dass dieses oder jenes feine Olivenöl gut zu diesem Salat oder einem Fisch passt, ohne dies auch zeigen zu können.« Meulien ließ sich aus seinem Pensions-Dasein reißen und ist jetzt für die Speisenfolge und für die Ausbildung der Köche da. Baussan ist sicher, dass auch die »Tables« ankommen werden. Sie sind der vorerst letzte Schritt eines langen Weges. Aus seiner selbstverwalteten Klitsche wurde ein florierendes Unternehmen - die meisten seiner »Mitstreiter« von damals sind heute seine Aktionäre.

Hanns-Jochen Kaffsack