Reifenproduktion in Hannover Durchbruch bei Conti

Beim Autozulieferer Continental hat die Arbeitnehmerseite nach wochenlangem Tauziehen die Verlängerungen der Pkw-Reifenproduktion in Hannover erzielt.

Der schrittweise Abbau der 320 Stellen solle sozialverträglich gestaltet werden, vereinbarten Vorstand und Arbeitnehmervertreter am Dienstag. Eine endgültige Einigung ist für Mitte Februar angestrebt. Es gebe Grundlagen für eine Lösung, teilten beide Seiten mit.

Der Verhandlungsführer der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Werner Bischoff, wertete das Ergebnis als Erfolg. "Uns ist es gelungen, dass bis zum 31. Dezember 2007 Pkw-Reifen hergestellt und betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden können", sagte er. "Damit sind alle Überlegungen einer vorzeitigen Verlagerung vom Tisch."

Der Konflikt schwelte seit Wochen

Laut Conti-Personalchef Thomas Sattelberger sieht ein Konzept vor, dass es eine "stufenweise Anpassung" von Kapazitäten und Personal bei der Pkw-Reifenfertigung in Stöcken von Anfang 2007 an bis Ende des Jahres gibt. Conti hatte ursprünglich geplant, die Produktion Ende 2006 zu schließen.

Der Abbau solle "sozialverträglich" gestaltet werden. Dafür sollten etwa Altersteilzeit und Versetzungen genutzt werden, so Sattelberger. Zudem ist die Gründung einer Qualifizierungsgesellschaft für die Mitarbeiter geplant. In der Lkw-Reifenfertigung in Stöcken sollen 30 neue Jobs entstehen, außerdem will Conti an dem Standort mehr ausbilden. Und der Bereich Forschung und Entwicklung soll gestärkt werden. Insgesamt arbeiten am Conti- Standort Stöcken mehr als 3000 Menschen.

Der Konflikt bei Conti schwelt seit mehreren Wochen. Für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen hatte die Gewerkschaft IG BCE mit Streiks gedroht.

"Keine Gewinner und Verlierer"

Sattelberger sagte, beide Seiten hätten eine "gute, gemeinsame Plattform" gefunden. Es gebe zum einen eine "tragfähigere Perspektive" für die Mitarbeiter, zum anderen erhalte das Unternehmen seine Wettbewerbsfähigkeit. Es gebe "keine Gewinner und Verlierer".

Die im November 2005 angekündigte Schließung der Pkw-Reifenfertigung in Stöcken hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Conti-Chef Manfred Wennemer hatte das Aus damit begründet, dass das Wachstum in der Reifensparte geringer ausgefallen sei als erwartet. Stöcken sei der kleinste und teuerste Standort.

Der Konzern wächst seit Jahren vor allem im Ausland

Die Gewerkschaft IG BCE und der Conti-Betriebsrat sowie Politiker aller Parteien dagegen hatten Wennemer Profitgier vorgeworfen. Die Pkw-Reifenfertigung in Stöcken sei profitabel. Außerdem hätten die Beschäftigten dort erst im Frühjahr 2005 etwa längeren Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich zugestimmt. Eine entsprechende Betriebsvereinbarung hatte Conti gekündigt.

Der Conti-Konzern, der 2005 erneut einen Rekordgewinn eingefahren haben dürfte, wächst seit Jahren vor allem im Ausland. Das Unternehmen baut zunehmend Kapazitäten in Billiglohnländern wie etwa Tschechien und Rumänien auf und verlagert Produktion dorthin. Die Lohnkosten in Deutschland seien zu hoch, so einer der Gründe. Der Anteil der Beschäftigten in Deutschland nimmt kontinuierlich ab.

DPA