Siemens-Aufsichtsrat Von Pierer geht, Cromme kommt

Die Siemens-Schmiergeldaffäre hat nun doch den langjährigen Vorstandschef und derzeitgen Aufsichtsratsvorsitzenden Heinrich von Pierer eingeholt - er tritt zurück, wenn auch ohne Schuldeingeständnis. Sein Nachfolger wird Gerhard Cromme.

Der Wechsel an der Spitze des Kontrollgremiums solle am kommenden Mittwoch (25. April) erfolgen, teilte Siemens am späten Donnerstagabend mit. Pierer zog mit seinem Rücktritt die Konsequenzen aus der Schmiergeldaffäre bei Deutschlands größtem Elektrokonzern. Er betonte aber in einer Erklärung, dass er keine persönliche Verantwortung für die Affäre trage. "Eine persönliche Verantwortlichkeit mit Blick auf die laufenden Ermittlungen war nicht Grundlage meiner Entscheidung."

In den vergangenen Wochen war der Druck auf Pierer gewachsen. In seiner Zeit als Vorstandschef war das System schwarzer Kassen bei Siemens aufgebaut worden. Das Geld - möglicherweise bis zu 420 Millionen Euro - soll im Ausland als Schmiergeld eingesetzt worden sein. Gleichwohl kam der Rücktritt von Pierers für viele Beobachter überraschend.

Profit trotz Schmiergeld-Affäre

Cromme solle den Aufsichtsratsvorsitz für den Rest der laufenden Amtsperiode bis zur Hauptversammlung der Siemens AG am 24. Januar 2008 übernehmen, teilte Siemens mit. Cromme ist bereits Aufsichtsratsvorsitzender von ThyssenKrupp. Der Vorsitzende der Regierungskommission Corporate Governance leitet zudem bereits den Prüfungsausschuss im Siemens-Aufsichtsrat, der die Affäre aufklären soll.

Pierer betonte, sein Rücktritt solle dem Konzern helfen. "Ich gehe davon aus, dass die Neubesetzung des Aufsichtsratsvorsitzes auch einen Beitrag leisten wird, unser Unternehmen allmählich wieder aus den Schlagzeilen und in ruhigeres Fahrwasser zu bringen." Wegen der großen wirtschaftlichen Erfolge bei Siemens falle ihm die Entscheidung leichter. Vorstandschef Klaus Kleinfeld legt in der kommenden Woche die aktuellen Geschäftszahlen vor. Laut Branchenkreisen ist der Konzern trotz der Schmiergeldaffäre operativ gut unterwegs. Alle Geschäftsbereiche sollen - wie von Kleinfeld vor knapp zwei Jahren für diesen Zeitpunkt versprochen - die ehrgeizigen Renditevorgaben des Konzerns erreicht haben.

DPA
DPA