Südamerika Argentiniens Tourismus dank Krise im Aufwind

Ins Museum für 30 Cents, im Vier-Sterne Hotel übernachten für 75 Euro und ins Steakhaus für 4 Euro: Buenos Aires, das «Paris Südamerikas», wird durch die Wirtschaftskrise richtig erschwinglich.

Vor eineinhalb Jahren zählte Buenos Aires noch zu den teuersten Städten der Welt, jetzt ist es mittlerweile für Touristen ein echtes Schnäppchen. Seitdem die Bindung der Landeswährung an den Dollar im Verhältnis 1:1 Anfang vergangenen Jahres aufgehoben wurde, hat der Peso zwei Drittel seines Wertes eingebüßt.

Für Ausländer erschwinglich

Was das Land für Ausländer erschwinglich macht, hat für die Argentinier allerdings bittere Folgen: mehr als die Hälfte der 36 Millionen Einwohner lebt mittlerweile unter der Armutsgrenze. Für sie sind viele Waren unerschwinglich geworden. Die Tourismusbranche aber boomt. "Jetzt können wir es uns endlich leisten, hierher zu kommen", sagt Alexander Wehweck, der mit seiner Freundin Stefanie Bangert schon seit acht Monaten unterwegs ist. "Und ich kenne viele, denen es genauso geht", sagt der Deutsche.

Tourismus legte zu

Kein Wunder also, dass die Zahl der Argentinien-Touristen stark gestiegen ist. Zwischen Januar und März diesen Jahres sind am internationalen Flughafen Ezeiza in Buenos Aires 45 Prozent mehr Ausländer angekommen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der europäischen Touristen ist um 38 Prozent gestiegen. "Dieser Zuwachs ist das Ergebnis unserer intensiven Werbung im Ausland, bei der wir Argentinien als attraktives, sicheres und billiges Reiseziel vorgestellt haben", sagt Tourismusminister Daniel Scioli.

Wichtiger Devisenbringer

Sowohl die Regierung als auch private Anbieter haben im Tourismus inzwischen einen wichtigen Devisenbringer für die krisengeschüttelte Wirtschaft erkannt und bemühen sich, noch mehr Urlauber anzulocken. Dass in der Branche mitunter aber noch Verbesserungsbedarf besteht, räumt auch auch Lucas Markowiecki, Herausgeber der Zeitschrift «Buenos Aires Day and Night» und Inhaber einer Tourismusagentur ein. "Viele hier müssen noch lernen, dass Touristen 'gepflegt' werden müssen. Englischkenntnisse beispielsweise sollten selbstverständlich sein in dieser Branche", sagt er.

Mangelhafte Sprachkenntnisse

Wehweck und Bangert sind die mangelnden Englischkenntnisse der Argentinier ebenfalls schon negativ aufgefallen. "Englisch ist nicht sehr verbreitet und das meiste ist nur in Spanisch ausgeschildert. Zumindest in den großen Museen sollten die Beschriftungen zweisprachig sein. Wenn man gar kein Spanisch kann, ist es mitunter nicht leicht, sich durchzuschlagen", sagt Wehweck.

Agenturen wurden billiger

Da viele Touristen aus dem Ausland aber nur wenig oder gar kein Spanisch sprechen, nehmen sie oft die Hilfe von Agenturen in Anspruch, um die Hauptattraktionen der Stadt kennen zu lernen. Dazu gehören beispielsweise der Besuch einer Tangoshow, ein Fußballspiel in einem der beiden großen Stadien der Stadt, ein «Asado», bei dem es das berühmte argentinische Rindfleisch nach traditioneller Art gegrillt gibt oder ein Tag auf einer «Estancia», dem typischen argentinischen Landgut.

Argentinien wird Einkaufsmekka

Neben den Dienstleistungen sind durch die Abwertung auch die Souvenirs deutlich im Preis gefallen. Qualitativ hochwertige Lederwaren, Kunsthandwerksarbeiten, Antiquitäten und Wein werden inzwischen zu äußerst günstigen Preise angeboten. Viele Urlauber, vor allem aus den Nachbarländern Chile, Bolivien und Brasilien, fahren deshalb zum Einkaufen nach Argentinien.

Charmante Bewohner

Neben niedrigen Preisen lockt das Land auch mit atemberaubenden Landschaften und dem Charme seiner Bewohner. Gerade Europäer sind oft vom speziellen Flair der Hauptstadt begeistert. Die Einflüsse der europäischen Einwanderer sind hier auch heute noch überall gegenwärtig, das unterscheidet Buenos Aires deutlich von anderen lateinamerikanischen Hauptstädten.