Telekom-Streik "Es geht ums nackte Arbeiter-Überleben"

Der Streik bei der Telekom beschäftigt die stern.de-Leser. Viele werfen der Firma schlechten Service und unangemessen hohe Preise vor. Auch Telekom-Mitarbeiter melden sich zu Wort - und verteidigen sich.

"Begrabt die alte Tante Telekom" - Rolf-Herbert Peters kommentierte den Streik der Telekom auf stern.de. Sein Vorschlag, einen neuen Konzern zu schaffen, der dem Markt und seinen Gesetzen endlich gerecht wird, löste eine große Leser-Diskussion aus: Viele schimpfen auf eine Firma, deren Mitarbeiter den Kunden schlechten Service bieten würde. Und auch die Gewerkschaft Verdi bekommt ihr Fett weg: "Verdi braucht ihn. Genaugenommen braucht Herr Bsirske diesen Streik als Daseinsberechtigung für eine Gewerkschaft, die den Wandel zur Modernisierung genauso verpasst hat, wie die Telekom", schrieb "GordonBleu". "Dieser Streik schließt nahtlos an den Irrsinn an, den Verdi vor nicht allzu langer Zeit im öffentlichen Dienst zelebriert hat".

Leser wettern gegen Vorstände

"ElPrimo" schimpfte: "Wenn jetzt durch den Streik noch mehr Kunden weglaufen, vielleicht auch viele Großkunden, werden dementsprechend weniger Mitarbeiter gebraucht. Streikt ruhig euren Arbeitsplatz weg, Verdi isses ja im Endeffekt egal, die wollen nur zeigen wie toll sie anderen zum Streiken bringen können. Was anderes können die nicht. Deren Vorstände haben ihre Taschen ja schon genauso vollgestopft wie andere Vorstände auch."

"Sandimschuh" bedankte sich für Peters Kommentar: "Besser könnte ich es nicht formulieren. Wenn demnächst Massen von Mitarbeitern entweder auf der Straße stehen, dann brauchen Sie jedenfalls nicht über das Management zu jammern, sondern können sich bei sich selbst und Ihren Gewerkschaftern bedanken, die in Ihrer arroganten Ignoranz die Totengräber der Telekom sind. Nach mindestens 25 Jahren Servicewüste pur habe ich keinerlei Mitleid mit den Streikenden."

"Hohe Preise sind fatal"

Mitleid scheint sich auch bei "testsieger2006" in Grenzen zu halten, der schrieb: "Hier reden einige von 'Menschen' und dass es bei den Mitarbeitern um menschliche Schicksale gehe. Alles schön und gut, nur: die Kunden sind/waren auch Menschen, wurden nicht so behandelt und kehren der T-com jetzt den Rücken." Die meisten Kunden würden die Telekom nicht verlassen, "weil die Preise dort teurer sind, sondern weil sie mit dem Service unzufrieden sind", meint auch "RomanTicker". Und: "Dass die Preise der Telekom höher sind, ist dann natürlich fatal. Das Problem sind anscheinend wirklich die Mitarbeiter, denn sie sind es ja, mit denen die Kunden zu tun haben und sie sind es ja, die sich nur unzureichend um Probleme und Beschwerden von Kunden kümmern."

Auch Telekom-Mitarbeiter meldeten sich zu Wort: "Es ist schade zu lesen, was manche Leute hier schreiben. Wie kann man sich freuen, wenn die Telekom untergeht? Da gehen Existenzen von Menschen mit unter!", schrieb "McFury". "Ich bin selbst (noch) Mitarbeiter dieses Konzerns und muss gestehen, dass sich keiner beschweren kann, wenn er plötzlich 38 statt 34 Stunden arbeiten muss (ich arbeite übrigens bereits lange 38 Stunden)! 34 Stunden sind arg wenig. Da würde sich aber wohl auch keiner beschweren, wenn nicht gleichzeitig auf soviel Geld verzichtet werden müsste. Da gibt es nämlich noch Familien, die ernährt werden wollen oder gar erst gegründet werden sollen. Das darf man nicht vergessen!"

Und Thomas Zawodnik hinterließ folgende "Info zum Streik": "Leider ist der Grund unserer 34 Std. Woche nicht allgemein bekannt. Wir arbeiten zur Zeit nur 34 Stunden. Nicht weil wir faul sind, sondern weil wir mit dem Stundenabbau von 38,5 Std. auf 34 Std. und einem Lohnverzicht von 6% die Kündigung von 10.000 Kollegen verhindert haben. Diese befristete Vereinbarung läuft demnächst aus. In den letzten ca. 10 Jahren haben die Mitarbeiter der Deutsche Telekom ca. 16 Umorganisationen miterlebt und es wurden jährlich ca. 10.000 Stellen abgebaut, sozialverträglich, aber natürlich trotzdem mit dem einhergehenden Stress für die Betroffenen. Eine neue Organisation ist erforderlich, kann aber auch problemlos innerhalb der Deutschen Telekom erfolgen. Es muss keine GmbH gegründet werden. Es sei denn diese GmbH soll verkauft werden (siehe Siemens, BenQ und die Folgen). ... Darum muss die Auslagerung verhindert werden. Es geht ums nackte Arbeiter-Überleben."

Ulrike von Bülow