Übernahmekampf Conti-Chef geht, Arbeitnehmer jubeln

Die Übernahmeschlacht zwischen der Schaeffler-Gruppe und dem Autozulieferer Continental ist beendet. Verlierer ist Conti-Chef Manfred Wennemer, der den Konzern zum Monatsende verlassen wird. Große Trauer herrschte nach dem Abgang des knallharten Sanierers nicht. Die IG Metall jubelt.

Die Autozulieferer Continental und Schaeffler haben ihren wochenlangen Übernahmekampf beigelegt. Continental teilte mit, dass sich beide Seiten auf eine "weitreichende Investorenvereinbarung" geeinigt hätten. Schaeffler verpflichte sich darin, den Preis seiner Übernahmeofferte um fast fünf Euro auf 75 Euro je Continental-Aktie zu erhöhen. Damit wird der Dax-Konzern mit gut zwölf Milliarden Euro bewertet. Conti wird nicht zerschlagen. Die Börse reagierte verhalten: Die Conti-Aktie stieg am Donnerstag nur leicht.

Continental verkündete zugleich den Rücktritt seines Vorstandschefs Manfred Wennemer. Wennemer habe um die Entbindung von seinem Amt zum Monatsende gebeten, hieß es weiter. Wennemers Vertrag wäre regulär Ende 2011 ausgelaufen. Als Kronprinzen gelten Finanzchef Alan Hippe und Vorstandsmitglied Karl-Thomas Neumann.

Wennemer hatte verbissen um die Eigenständigkeit Contis gekämpft. Er hatte kritisiert, das Vorgehen der Franken sei "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos". Ähnliche Charaktereigenschaften sagen Gewerkschafter Wennemer selbst nach. IG-Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine: "Die Interessen der Beschäftigten wurden häufig mit Füßen getreten, insofern weinen die Arbeitnehmer Herrn Wennemer keine Träne nach." Die Gewerkschaft ist vielmehr hochzufrieden mit dem Deal. Sie begrüßte, dass mit der nächtlichen Einigung auch für die Arbeitnehmer wichtige Eckpunkte verbindlich hätten geregelt werden können. Meine: "Damit ist der Grundstein für eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem neuen Großaktionär gelegt."

Schaeffler sagt in der Vereinbarung verbindlich zu, sein Engagement bei Continental für vier Jahre auf eine Minderheitsbeteiligung von maximal 49,99 Prozent zu beschränken und keine wesentlichen unternehmerischen Entscheidungen bezüglich Continental ohne dessen Zustimmung zu fällen, hieß es weiter. Zudem werde Schaeffler ohne Einverständnis des Continental-Vorstands keine Schritte zur Änderung von Tarifverträgen, Betriebsvereinbarungen oder Mitbestimmungsrechten der Arbeitnehmer unternehmen. Als Garant der unbefristeten Vereinbarung, die frühestens zum Frühjahr 2014 gekündigt werden könne, solle der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder fungieren.

Aus Sicht der Finanzaufsicht hat Schaeffler keine Meldepflichten verletzt. Durch ein sogenanntes Swap-Geschäft mit der Investmentbank Merrill Lynch sei nicht gegen Meldepflichten des Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetzes oder des Wertpapierhandelsgesetzes verstoßen worden. Dies teilte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht in Bonn mit. Die Behörde hat den Fall seit Mitte Juli überprüft.

AP · Reuters
Reuters/AP