Nach den vielen Agrar-Skandalen halten sich die Verbraucher beim Fleischkauf deutlich zurück. Im bisherigen Jahresverlauf konnte der drastische Nachfrageeinbruch im BSE-Jahr 2001 trotz niedrigerer Preise bei weitem nicht wieder wettgemacht werden, wie die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) am Mittwoch in Bonn mitteilte. Verglichen mit dem normalen Jahr 2000 sank der Fleischkauf in den ersten fünf Monaten dieses Jahres um 14,3 Prozent.
Fleischverbrauch erreicht nicht alte Höhen
Der Rindfleischkonsum erholte sich in diesem Zeitraum gegenüber dem BSE-Jahr 2001 um rund 50 Prozent zwar deutlich, blieb aber gegenüber 2000 um 24 Prozent zurück. Die Einkäufe von Schweinefleisch sanken sowohl gegenüber 2001 wie auch 2000 um jeweils zehn Prozent. Auch die Nachfrage nach Geflügel ist wieder gesunken. Gegenüber den Vergleichsmonaten im Jahr 2001 gingen die Einkäufe von Januar bis Mai um 8,1 Prozent zurück, gegenüber 2000 betrug das Minus 0,7 Prozent.
Sorge um psychologischen Effekt
Um die psychologischen Auswirkungen des Futtermittel-Hormon-Skandals auf die Konsumenten sorgt sich indessen Schleswig-Holsteins Verbraucherschutzministerin Heide Moser. »Die Menschen haben zu Recht das Gefühl, nicht mehr zu wissen, was sie eigentlich essen sollen. Dies richtet fast schon einen Totalschaden für das Verbraucherverhalten an«, so Moser. Sie gehe nicht so weit, für einen generellen Verzicht auf Fleisch zu plädieren. Statt kein Fleisch zu essen, sollten die Verbraucher lieber Druck machen, damit klar wird, was in Futtermittel rein darf und was nicht, betonte die Kieler Verbraucherschutzministerin. »Eine Positivliste ist nicht nur für Arzneimittel sondern auch für Futtermittel sinnvoll.« Für die Politik und die Wissenschaft ist es schwer, die Verunsicherung der Verbraucher zu dämpfen, »weil sie dann immer als Verharmloser gelten«, betonte Moser.