Ein Klassiker steht vor dem Umbruch: Nach rund fünf Jahrzehnten Geschichte lässt Volkswagen den Polo mit Verbrennungsmotor auslaufen. Markenchef Thomas Schäfer kündigte in der Fachzeitschrift "Auto Motor und Sport" an, dass künftige Kleinwagen des Konzerns nur noch elektrisch angetrieben werden.
Die Gründe hinter der Entscheidung sind rein pragmatisch: Strengere EU-Abgasvorgaben machen den Bau günstiger Modelle mit Benzin- oder Dieselmotor unrentabel. "Neue Modelle mit Benziner in der Polo-Klasse und darunter noch einmal anzubieten, ergibt mit Blick auf die künftige Abgasregulierung keinen Sinn", sagte Schäfer. Ein moderner Verbrenner-Polo würde durch komplexe Abgastechnik so teuer, dass er kaum noch Käufer fände.
Warum damit eine Ära endet
Für Volkswagen endet damit eine Ära – und der Konzern verliert eines seiner urtypischen Kernmodelle. Der Polo hat seit seiner Markteinführung 1975 Generationen von Fahranfängern, Stadtfahrern und jungen Familien begleitet. Er stand wie kaum ein anderes Auto für das VW-Versprechen: solide Technik, erschwinglicher Preis, ein Stück deutsche Vernunft auf vier Rädern.
Mit dem Ende des Verbrenner-Polo sendet VW jedoch auch ein Signal für die eigene Zukunft. Der Konzern richtet sich noch entschiedener auf Elektromobilität aus – und verlagert den Schwerpunkt seiner Produktstrategie in Richtung kostengünstiger Elektroautos.
Von Wasserstoff hält Schäfer dagegen wenig. Anders als Konkurrent BMW setzt VW nicht auf die Brennstoffzelle: Zu teuer, zu ineffizient, zu wenig grüner Wasserstoff, so Schäfer. "Der einzige Weg, bei Volumenautos schnell zu dekarbonisieren, ist der Elektroantrieb."
Was der neue ID.Polo kann
Mit dem ID.Polo steht der elektrische Erbe des Polo bereits in den Startlöchern: Der kompakte Stromer soll ab Frühjahr 2026 auf den Markt kommen und die Lücke schließen, die der Verbrenner-Polo hinterlässt. Volkswagen peilt einen Einstiegspreis von rund 25.000 Euro an und positioniert den ID.Polo damit als Einstiegsmodell in die E-Mobilität für jene Kunden, die bislang zum klassischen Kleinwagen gegriffen haben.
Technisch rückt der ID.Polo näher an die Kompaktklasse heran: Auf der von VW entwickelten MEB+-Plattform basierend, sind mehrere Leistungsstufen und Akku-Varianten geplant, die Reichweiten von etwa 300 bis 450 Kilometern ermöglichen sollen. Für den VW-Konzern wird der ID.Polo damit zum Schlüsselmodell – er entscheidet mit darüber, ob Volkswagen das Versprechen einlösen kann, die Idee des "Volkswagens" in das Elektrozeitalter zu übertragen.
Das Aus des Polo-Verbrenners steht damit für mehr als das Ende eines beliebten Kleinwagens – es markiert den Startschuss für die nächste Etappe in VWs großem Elektro-Umbau.