Editorial Abenteuerliche Reise durch das Reich der Mitte

Liebe stern-Leser!

In drei Wochen, am 8. 8. um 8 Uhr 8 abends Ortszeit, beginnen die Olympischen Sommerspiele in Peking. "Eine Welt, ein Traum" lautet das offizielle Motto. Doch für die kommunistischen Machthaber könnte das weltgrößte Sportereignis zu einer Blamage werden: Über Peking hängt momentan eine grau-gelbe Smogwolke, die Ausdauersport fast unmöglich macht. In Qingdao, wo die Segelwettbewerbe ausgetragen werden sollen, kämpften Tausende Soldaten gegen die Algenpest. Ausgerechnet jetzt, da die ganze Welt ihre Blicke auf China richtet, kann auch die eifrigste Propaganda nicht mehr vertuschen, wie massiv die Umweltprobleme des Landes wirklich sind.

Im Vorfeld von Olympia reiste das Schweizer Fotografen-Paar Mathias Braschler, 38, und Monika Fischer, 37, für den stern sieben Monate durch das Reich der Mitte. Ihre Spezialität ist es, Menschen in ihrer Umgebung zu fotografieren und durch Serien solcher Porträts Geschichten zu erzählen. Mit chinesischem Fahrer und Jeep, zwei Großbildkameras (4 x 5" Linhof und 6 x 6 Hasselblad) und vielen Illusionen fuhren sie 31.400 Kilometer durch fast alle Provinzen, Regionen und größeren Städte. Sie wurden Zeugen eines wirtschaftlichen und kulturellen Umbruchs von kaum vorstellbarem Ausmaß. "Es war ein Riesenkulturschock für uns", sagt Mathias Braschler, der Geografie und moderne Geschichte studiert hat, bevor er Fotograf wurde. Von einer "Grenzerfahrung" spricht auch Monika Fischer, früher Opernregisseurin. Überrascht waren sie vor allem von dem ungeheuren Nationalismus der Chinesen. Der stern zeigt die außergewöhnlichen Bilder auf 31 Seiten. Es ist eine der längsten Fotoreportagen, die wir je gedruckt haben (Seite 54).

Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn

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