Weihnachten ist das populärste Fest weltweit, gefeiert von mehr als zwei Milliarden Christen. In Deutschland ge-hören Kirchgang, Gänsebraten, Tannenbaum und üppige Geschenke an diesem Tag zur "Leitkultur". Aber wie feiern die Menschen in anderen Ländern, auf anderen Kontinenten?
Um das herauszufinden und rechtzeitig vor Weihnachten in diesem Heft zeigen zu können, haben wir vor genau einem Jahr 20 Fotoreporter an 20 Orte auf fünf Erdteilen geschickt. Oft entwickelte sich ihr Auftrag zu einem Abenteuer.
stern-Fotograf Harald Schmitt zum Beispiel flog nach Alaska, zu den Inupiat-Eskimos von Barrow. Sie dürfen pro Jahr 22 Wale erlegen. Am Weihnachtsabend beten sie dann in der Kirche für die Tiere und danken dem Grönlandwal dafür, dass er sie ernährt. Dann werden das Fleisch, der Speck und die Haut eines erlegten Tieres unter den Gemeindemitgliedern verteilt. Natürlich musste auch Harald Schmitt von dem "Muktuk" probieren, dem rohen Fleisch mit zehn Zentimeter dicker Speckschicht. Er fand den Geschmack "interessant", in diesem Jahr aber möchte er zu Weihnachten doch lieber Spekulatius verzehren. Nachdem Schmitt seine Arbeit beendet hatte, saß er vier Tage in Barrow fest - bei minus 30 Grad. Erst nach einer knappen Woche gab es einen Flug zurück nach Deutschland.
In China werden viele Christen von der Regierung schikaniert und dürfen sich nicht in großer Runde versammeln. Um dennoch gemeinsam Weihnachten feiern zu können, mietete sich die Pekinger Gemeinde 2003 unerkannt einen Saal an. Der chinesische Fotograf durfte nur unter der Bedingung Bilder machen, dass die Per-sonen darauf nicht identifiziert werden könnten. Im Oktober 2004 wurde der Prediger, der die Weihnachtsfeier organisiert hatte, verhaftet. Nun hat auch der Fotograf Angst, dass er verfolgt wird. Darum nennen wir seinen richtigen Namen nicht.
Bei allen porträtierten Familien haben wir jetzt noch einmal nachgefragt, wie es ihnen geht und was sie sich zum Weihnachtsfest 2004 wünschen. Überall hat die Nachfrage geklappt - nur im Irak nicht. Fotograf Geert van Kesteren feierte 2003 in Bagdad bei Schiiten, die Christen eingeladen hatten. Zwei Kirchen in ihrem Viertel wurden später Ziel von Sprengstoffanschlägen. Die fotografierten Familien Mahdi und Jirjees sind derzeit leider nicht erreichbar. Hoffentlich geht es ihnen gut.
Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn