Editorial Warum in die Ferne schweifen?

Der schönste Urlaub für meine Familie und mich in den letzten Jahren war keine Kreuzfahrt durch die Karibik, kein Tauchurlaub auf den Malediven. Es war eine Tour mit dem Hausboot über die Mecklenburgische Seenplatte.

Liebe stern-Leser!

Der schönste Urlaub für meine Familie und mich in den letzten Jahren war keine Kreuzfahrt durch die Karibik, kein Tauchurlaub auf den Malediven. Es war eine Tour mit dem Hausboot über die Mecklenburgische Seenplatte. Nur zwei Stunden Anreise mit dem Auto, herrliches Wetter, sauberes Wasser. So schön kann es auch in Deutschland sein.

Schon Goethe sagte in seinem Gedicht "Erinnerung":

Willst du immer weiter schweifen?
Sieh, das Gute liegt so nah.
Lerne nur das Glück ergreifen.
Denn das Glück ist immer da.

Die Gründe, warum mittlerweile wieder jede dritte Urlaubsreise der Deutschen ins eigene Land führt, sind viel profaner: Angst vor Anschlägen islamischer Terroristen überall auf der Welt und die Erfahrung, dass der Sommer bei uns - vermutlich als Folge der globalen Klimaveränderung - immer wärmer und schöner wird. Auch hat sich das "Image des Heimaturlaubs dramatisch geändert", schreibt stern-Reporter und Reiseexperte Wolfgang Röhl. Es gilt nicht mehr als spießig, seine Ferien zwischen Flensburg und Passau zu verbringen. Es ist trendy.

Röhl, der für die Reise-Journale des stern schon fast jeden Winkel dieser Erde bereist hat, fährt privat übrigens am liebsten an die Nordseeküste - allerdings nicht zu den deutschen "Kurtaxe-Abzockern", wie er sagt, sondern ins urigere Dänemark.

Wir leiten unsere Titelgeschichte ein mit traumhaften Luftbildern von Gerhard Launer, 55. Er ist seit mehr als 20 Jahren mit der Cessna unterwegs und fotografiert Deutschland aus der Luft. Ursprünglich wollte er Geiger werden. Mit 14 Jahren bebesuchte er neben der Schule auch das Konservatorium in Würzburg. Dann überfuhr ihn ein Autofahrer auf einem Fußgängerüberweg. Eine Verletzung an der Wirbelsäule schränkte die Beweglichkeit seiner Finger ein - Gerhard Launer begrub seinen Traum von einer Karriere als Geiger.

Er studierte Grafikdesign, lernte Fotografieren, machte die Lizenz als Privat- und Berufspilot und wurde Luftbildfotograf. Den Steuerknüppel in der linken, den Fernauslöser in der rechten Hand - so machte er bis heute mehr als 130 000 Fotos. Einige der besten sehen Sie ab Seite 50.

Ich hoffe, wir können Ihnen in dieser und den nächsten drei Ausgaben des stern ein paar Anregungen für einen Urlaub in Deutschland geben.

Ich habe mich bereits entschieden: für die Ostseeküste irgendwo zwischen Fischland und Rügen. Vielleicht sieht man sich ja an der "Riviera des Nordens".

Herzlichst Ihr
Thomas Osterkorn

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