Verteidigung Deutschland nimmt Raketenschutzschild "Arrow 3" in Betrieb – das kann das System

Neu im Arsenal der Bundeswehr: das Raketenabwehrsystem "Arrow 3" (hier ein Modell)
Neu im Arsenal der Bundeswehr: das Raketenabwehrsystem "Arrow 3" (hier ein Modell)
© Sebastian Gollnow / DPA
Zeitenwende in der Luftabwehr: Deutschland spannt mit dem Raketenabwehrsystem "Arrow 3" einen Schutzschirm gegen feindliche Raketen auf. Wie es funktioniert.

"Wir erlangen damit erstmals die Möglichkeit zur Frühwarnung und zum Schutz unserer Bevölkerung und Infrastruktur vor weitreichenden ballistischen Raketen. Mit dieser strategischen Fähigkeit, die im Kreis unserer europäischen Partner einmalig ist, sichern wir unsere zentrale Rolle im Herzen Europas." Das sagt Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius vor der Inbetriebnahme des Raketenabwehrsystems "Arrow 3" an diesem Mittwoch.

"Arrow 3" soll an drei Standorten eingesetzt werden

Die Luftwaffe installiert das System auf ihrem Stützpunkt Schönewalde/Holzdorf an der Landesgrenze von Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Radar, Startgeräte und geschultes Personal sind verfügbar, um den Schutzbetrieb in einem begrenzten Umfang aufzunehmen; die volle Leistungsfähigkeit soll in Kürze folgen. "Damit schützen wir also nicht nur uns, sondern auch unsere Partner. Wir stärken damit den europäischen Pfeiler der Nato und übernehmen ein Nato-Planungsziel", sagt Pistorius. Zwei weitere der Systeme sollen in Schleswig-Holstein und Bayern stationiert werden.

Die Installation des Raketenschutzschilds ist Teil der vom früheren Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) festgestellten "Zeitenwende" in der Sicherheitspolitik und eine Reaktion auf die Bedrohung durch Russland. Die Bundesregierung investiert jetzt verstärkt in Flugabwehr. Deutschland hat dazu auch eine Initiative für ein europäisches Luftverteidigungssystem angestoßen.

Raketenabwehrsystem ergänzt bestehenden Schutz

"Arrow 3" wurde gemeinsam von Israel und den USA entwickelt. Der "Pfeil" kann feindliche Flugkörper außerhalb der Atmosphäre im beginnenden Weltraum durch einen direkten Treffer zerstören. Das System bildet damit die oberste Schicht eines Verteidigungssystems. Laut Hersteller ist das System darauf ausgelegt, "die neuesten Bedrohungen mit größerer Reichweite abzufangen und zu zerstören", insbesondere solche, die Massenvernichtungswaffen tragen. Schädliche Stoffe wie etwa Kampfstoffe sollen in großer Höhe möglichst gefahrlos zerstäubt werden. 

"Arrow 3" hat eine deutlich höhere Reichweite als das bisher in Deutschland eingesetzte Patriot-Luftabwehrsystem und das System Iris-T. "Arrow 3" ist also eine Ergänzung der bestehenden deutschen Raketenabwehr: Das System besteht aus einem Führungsgefechtsstand, Radargeräten, Startgeräten und Lenkflugkörpern und ist in der Lage, Angriffe zu erkennen, die feindlichen Raketen zu verfolgen und zu zerstören. Damit sollen große Gebiete wie militärische Stützpunkte oder Bevölkerungszentren geschützt werden können.

Die Abwehrraketen kamen erstmals im Jahr 2017 auf einem israelischen Luftwaffenstützpunkt zum Einsatz. Damals hatte ein Exemplar eine syrische "S-200"-Rakete sowjetischer Bauart vom Himmel geholt. Anders als das Raketenschutzschild "Iron Dome" (Eiserne Kuppel), das Israel vor allem vor Angriffen aus dem Gazastreifen und dem Libanon schützt, ist das "Arrow"-System zur Abwehr von Langstreckenraketen konzipiert. Laut Hersteller verfügt "Arrow 3" über eine "sehr kurze Reaktionszeit" und kann auch modernste Angriffswaffen abwehren.

Einsatz kostet viel Geld

Israels Waffenproduktion war lange für die "Uzi"-Maschinenpistole bekannt. In den 1980er Jahren hat das Land begonnen, ballistische Abwehrraketen zu entwickeln. Zu Beginn wurden Artilleriegeschosse abgewehrt. 2010 kam die "Eiserne Kuppel" hinzu, die vor Angriffen aus dem Gazastreifen mit "Kassam"-Garagenraketen schützen soll. Die neueste Generation des Abwehrschirms ist in der Lage, nuklear bestückte Raketen abzufangen.

Knapp vier Milliarden Euro kostet der Schutzschirm, der aus dem 100 Milliarden Euro umfassenden "Sondervermögen Bundeswehr" bezahlt wird. Weitere Milliarden Euro fließen in andere Großprojekte ab. Neben "Arrow 3" ist das der Kauf von Transporthubschraubern, Flottendienstbooten und Munition.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Das "Arrow 3"-System hat den Nachteil, dass jede Abwehrrakete mehr als eine Million Euro kostet. Für Angriffe mit günstigen Drohnen oder Kleinraketen ist es ungeeignet beziehungsweise zu teuer. Wie in der Ukraine ist und bleibt daher "Iris-T-SLM" im Einsatz.

nik / wue / mit DPA-Material

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