berlin Brücken schlagen

Bonding nennt sich eine 1988 in Aachen gegründete Studenteninitiative.

Bonding nennt sich eine 1988 in Aachen gegründete Studenteninitiative.

In der Mikroelektronik Bewanderte wissen: Bonding beschreibt ein Verfahren, bei dem ein Halbleiterbauelement durch feine Gold- und Silberdrähte mit der Chipumwelt verbunden wird.

Bonding - so nennt sich eine 1988 in Aachen gegründete Studenteninitiative. Das Prinzip ist gewissermaßen dasselbe. Es sollen Brücken geschlagen werden zwischen der Hochschule, also quasi dem Chip, und der Industrie, der Chipumwelt. Motivation für die Gründung war die Erkenntnis, dass in vielen Studiengängen im Berufsleben geforderte Kenntnisse nicht vermittelt werden. Zu diesen Fähigkeiten gehören Firmenkontakte, internationale Erfahrung, Teamarbeit, Praxiseinblicke und Softskills.

Bonding Berlin ist eine von zehn in Deutschland existierenden bonding-Hochschulgruppen. Hier arbeiten fünfzehn Studenten als ehrenamtliche Mitglieder. Etwa die Hälfte der Mitglieder kommt aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften, es sind aber auch BWLer, Juristen oder Germanisten vertreten. Der Arbeitsaufwand ist erheblich: Immerhin werden im Schnitt um die zehn Stunden pro Woche investiert. Dies gilt allerdings nur für Normalzeiten. »Zu Messezeiten wird schon mal rund um die Uhr gearbeitet und das Studium zurückgestellt.«, erzählt Nico Nürbchen, BWLer und Messeleiter der diesjährigen Berliner Firmenkontaktmesse.

Auf der Messe im November waren insgesamt 107 Unternehmen vertreten. Zehn- bis elftausend Besucher, so schätzen die Veranstalter, bevölkerten die Räume der Technischen Universität, in denen die Stände aufgebaut waren und die Veranstaltungen abgehalten wurden. Ziel der Messe ist es, Unternehmen und Studenten miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Firmen bieten an den Ständen, die übrigens für alle einheitlich sind und deren Standort unter den Unternehmen ausgelost wird, allgemeines Informationsmaterial. Allerdings ist auch der Aushang von Jobangeboten oder Praktikaplätzen durch die Unternehmen keine Seltenheit. Manch einer der Unternehmensvertreter hat ehemals selbst durch solch eine Firmenkontaktmesse seinen Job ergattert.

Neben der jährlich stattfindenden Messe bietet bonding unter anderem Seminare und Exkursionen. Praktikumberatung oder ähnliches wird hier jedoch nicht geboten. Die Teilnahme an den Veranstaltungen ist für die Studenten in der Regel kostenfrei. Bonding richtet sich vor allem an Ingenieur- und Naturwissenschaftler. Das erstaunt, da die Aussichten hier sowieso relativ gut sind. Allerdings sah das zu den Gründungszeiten vor zehn Jahren noch anders aus. Dennoch ist bonding offen für Studierende aller Fachrichtungen. Bis auf wenige Ausnahmen, zum Beispiel wenn Englisch-Kenntnisse dringend vorausgesetzt werden, wird unter den Anmeldungen für die Veranstaltungen keine Vorauswahl etwa nach Kenntnissen, Studiendauer oder ähnlichem getroffen. Demnächst auf dem Programm steht ein Vortrag zum Thema Existenzgründung: »Sag Boss zu mir, Baby!«. Na, das sind doch gute Aussichten.

(sr)

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