Studieren mit Kind ist eher die Ausnahme
Wie gut lassen sich Studium und Familienplanung miteinander verbinden? Diese Frage stellt sich meistens erst dann, wenn sich die konkrete Situation der Schwangerschaft eingestellt hat.
So war es zumindest bei Katharina und Andrea. Beide sind dreißig, beide studieren: Katharina Biologie und Sport auf Lehramt, Andrea Umweltwissenschaften. Doch während Andrea sich noch durch die Fülle der Informationsbroschüren arbeitet, um sich einen Überblick über zukünftige Finanzierungsmöglichkeiten und staatliche Unterstützungen zu verschaffen, kann Katharina auf dieses anfängliche Tohuwabohu bereits gelassen zurückblicken. Ihre Tochter Wanda stellt mittlerweile seit eineinhalb Jahren ihr Leben auf den Kopf.
Schwanger wurde Katharina als sie sich gerade zum Examen melden wollte. Diese Pläne mussten allerdings erst einmal zurückgestellt werden. Ohne zu wissen, dass dies auch vom Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend so vorgesehen ist, nahm sie zwei Urlaubssemester, um sich neu zu organisieren. Angenehm überrascht war sie über die nette Betreuung des Lehrerprüfungsamtes und ihrer Professorin während dieser Zeit.
Alles eine Frage der Organisation?
Inzwischen sitzt Katharina bereits wieder über ihrer Examensarbeit. Vormittags ist Wanda für sechs Stunden bei einer Tagesmutter, die vom Jugendamt geschult, vermittelt und bezahlt wird. Während Wanda ihre Mittagsschlaf macht, bleiben Katharina zwei Stunden für ihre Arbeit.
An finanziellen Zuschüssen beziehen sie und ihr Mann Simon, der ebenfalls studiert, noch bis zum Sommer 2002 300 Euro Erziehungsgeld und 150 Euro Kindergeld. Da das gerade mal für die Miete reicht, jobbt Katharina am Wochenende und abends als Fitnesstrainerin, Simon begleitet Jugendreisen.
Semesterwochenstunden und Nebentätigkeit dürfen jedoch auf keinen Fall mehr als 48 Wochenstunden betragen, da sonst das Erziehungsgeld nicht ausgezahlt wird. Das ist aber weder für Katharina noch für Andrea ein Problem - beide sind bereits scheinfrei.
Wie aber machen das Studentinnen jüngerer Fachsemester? »Richtig hart wird es erst, wenn das Erziehungsgeld nach zwei Jahren wegfällt«, bemerkt Katharina. Diese Einnahmen durch Mehrarbeit auszugleichen ohne dabei das Studium schwer zu vernachlässigen, hält sie für sehr schwierig. Sie selbst habe Glück, dass sie und Simon bereits am Ende ihres Studiums seien. Sie melden sich nun hintereinander zu den Prüfungen - in der Zwischenzeit kann einer von ihnen arbeiten. Überhaupt: ohne Partner sei es noch viel schwerer, die Verantwortung zu übernehmen. Schon aus finanziellen Gründen ist der Studienabbruch häufig die Folge. Glück für diejenigen, die zuvor eine Lehre abgeschlossen haben.
Generell sollten junge Mütter und Familien mehr vom Staat gefördert werden - da sind sich Katharina und Andrea einig. Andrea sieht Studentinnen sogar im Gegensatz zu Arbeitnehmerinnen benachteiligt. Frauen, die aus einem Arbeitsverhältnis kommen, bekommen wenigstens während des achtwöchigen Mutterschutzes dreiviertel ihres Gehaltes vom Arbeitnehmer - eine wichtige finanzielle Unterstützung. Eine vergleichbare Unterstützung existiert für Studentinnen leider nicht. Sie erhalten von der Krankenkasse zwar einmal 75 Euro, doch reichen diese gerade mal aus, um eineinhalb Monatsbeiträge der Krankenkasse wieder zu zahlen. »Das ist doch grotesk«, so Andrea.
Trotz aller Schwierigkeiten: Kinder vermitteln wichtige Werte. »Durch Wanda relativiert sich die Bedeutung meiner Prüfungen«, so Katharina. Natürlich seien ihr die Prüfungen nach wie vor wichtig, doch habe sie durch Wanda immer noch einen anderen Lebenssinn vor Augen. (mw)