Wenn ich mich mit meiner besten Freundin aus Unizeiten treffe, kommen wir meistens um Politik nicht herum. Auch wenn ich in der Freizeit ungern darüber spreche, weil ich mich jeden Tag damit beschäftige. Aber sei es drum. Beim letzten Tee ging es um den Krieg in Nahost und irgendwann landeten wir bei der Familienplanung – von der wir beide eigentlich noch weit entfernt sind. Als meine Freundin anmerkte, dass man in diese Welt wegen Kriegen und Klimakrise eigentlich doch gar keine Kinder mehr setzen wolle, habe ich mich fast an meinem Tee verschluckt.
Das Argument ist nicht neu, in den sozialen Medien poppt es immer wieder auf. Berichte über junge Menschen, die sich um den Zustand unseres Planeten sorgen und aus Fürsorge keine Kinder mehr bekommen wollen, gibt es zuhauf. Nur das meiste davon klingt für mich eher nach einer Ausrede als nach einem richtigen Grund.
Gründe, keine Kinder zu bekommen, gibt es genug andere.
Passen Kinder noch in diese Welt?
Frauen sollen Karriere und Care-Arbeit gleichzeitig stemmen – das wollen sich nicht alle antun, denn das bedeutet Stress, weniger Zeit und jede Menge Arbeit. Sich gegen Kinder zu entscheiden, weil Frau sich lieber der Arbeit widmen möchte, ist keineswegs verwerflich. Auch ich fürchte mich davor, Kinder und Beruf nicht unter einen Hut zu bekommen. Trotzdem möchte ich es irgendwann versuchen. Ob man sich dann am Ende für die Kinder entscheidet oder für den Beruf, das hängt vom Partner und dem eigenen Typ ab.
Aber auch die gesellschaftliche Perspektive auf Beziehungen und Familie hat sich verändert. Beziehungen werden lockerer, Online-Dating-Plattformen sind der neue Spielplatz vor allem für jene, die nichts Festes, sondern erotische Abenteuer suchen. Offene Beziehungen kommen in Mode, nicht nur bei Menschen unter 30, sondern auch darüber hinaus.
Kinder passen in solche Modelle weniger, weil sie Verlässlichkeit und Verantwortung fordern. Sie kosten Zeit, Geld und Nerven, die man sich auch gut für sich selbst aufsparen kann. Nur wer regelmäßig in den Urlaub fliegt und seine Kinderlosigkeit mit seiner Liebe zu unserem Planeten begründet, den kann kann man nicht ernst nehmen.
Kinder sind eine Möglichkeit, Verantwortung für unsere Welt zu übernehmen
Am Ende ist und bleibt das Kinderkriegen eine erwachsene und vor allem bewusste Entscheidung. Mutter- oder Vatersein muss man lernen, wie es am Ende wirklich ist, weiß man erst, wenn man selbst Mutter oder Vater wird.
Kriege und Klimawandel als Gegenargumente vorzuschieben, ist albern. Zugegeben: In einer Lage wie im Gazastreifen würde ich es mir auch zweimal überlegen. Von Kriegen sind wir hier in Deutschland (sowie im Großteil Europas) aber derzeit zum Glück weit entfernt. Und auch das Thema Überbevölkerung ist als Argument gegen das Kinderkriegen eher kindisch.
Nur ein kleiner Teil der Weltbevölkerung lebt im Überfluss und Verschwendung. Den Überschuss gerecht zu verteilen, würde unserem Planeten schon massiv helfen. Kinder müssen die Welt deshalb nicht schlechter machen. Im Gegenteil, sie können dafür sorgen, dass vieles besser wird. Dafür muss der Nachwuchs nicht zwangsläufig zum treibenden Klimaaktivisten oder Friedensnobelpreisträger werden.
Eltern übernehmen mit der Erziehung Verantwortung für sich und ihre Sprösslinge, aber auch ein bisschen für den Rest der Welt. Ob man diese Verantwortung übernehmen will, bleibt am Ende jedem selbst überlassen.